So viel über das Ankommen und Verschwinden meiner Briefe. Das andre Kapitel, das von Zeitung und Jasmund handelt, liest sich kaum heitrer. Was der letztre über meine „Zeitungs-Aufsätze" sagt, ist sehr richtig, aber doch immer wenig ermuthigend. Metzel 2 nahm wenigstens persönlich an diesen Dingen ein Interesse und das ließ mich mit einer gewissen Lust an die Arbeit gehn, aber wie soll ich jetzt das Schlußkapitel schreiben? „Das Ganze ist doch eigentlich sehr lang"; „das Interesse daran ist doch eigentlich sehr klein" etc. niemand kann sich, wenn er ohnehin Ursach hat voll Sorge und ziemlich entmuthigt zu sein, aus solchen Sätzen Ermuthigung schöpfen. Auch laß ich mir nicht nehmen, daß ich [eingefügt: nebenher] auf ein anerkennenderes Wort [eingefügt: auch] wohl Anspruch [eingefügt: gehabt] hätte. Die Aufsätze enthalten Anschauungen, ja wie ich glaube Wahrheiten und Aufschlüsse über bisher gar nicht oder [eingefügt: nur] unvollkommen gekannte Dinge, Aufschlüsse an denen jeder publizistische Schriftsteller Interesse nehmen muß. Es wäre nicht zu viel gewesen, auch das gegen Dich hervorzuheben.
Daß „meine Angelegenheit schwebt", „daß v. J. genöthigt worden [gestrichen: wäre][eingefügt: ist] Vortrag darüber zu halten" und „daß er weit- re Auskunft Dir verweigert hat" klingt auch nicht wie Liebesgesang. Ich find' es natürlich daß Herr v. Jasmund kein besondres Interesse an mir nimmt und daß er bei sich denkt „dieser F. hätte der Ehren sein können sich an mich zu wenden"; ich glaub auch, daß ich das Letztre gethan hätte, wenn nicht Deine allererste Mittheilung, daß er (v. J.) von meinen publizistischen Fähigkeiten - gleichviel ob mit Recht oder nicht - nur eine geringe Meinung zu haben scheine, außerdem sich geäußert habe[gestrichen: n] „daß er aufräumen wolle und müsse" wenn nicht diese Deine Mittheilung, sag ich, jeden Annäherungsversuch zu einer baren Lappsackschaft 3 gestempelt haben würde.
Dein Th. Fontane.
P.S. Ich muß meinen Zeilen noch ein paar Worte hinzufügen. Daß Du so freundlich sein wirst, Merckel's die Briefaffaire aus einander zu setzen, versteht sich von selbst. An Immermann's und Lepel die herzlichsten Grüße.
Daß Du weitre Anfragen an Herrn v. J. stellst, kann ich kaum wünschen. Andrerseits möcht ich von ihm nicht verkannt und nicht für dickköpfiger gehalten werden, als ich bin. Du könntest ihn daher vielleicht wissen lassen, daß jene, in meinem Briefe mit Gänsefüßchen angeführten Worte, die ich Deiner [eingefügt: allerersten] Mittheilung verdankte, mich in eine schiefe Stellung gebracht und mir es beinah unmöglich gemacht hätten, mich ihm unbefangen zu nähern. Als ein bloßer Bittsteller wollt' ich nicht auftreten; es ist nicht mein Wunsch, meine Stellung hier anerkannt und verlängert zu sehn, mein Wunsch ist einfach der, daß man mich für Ansprüche abfindet, die ich unbedingt zu erheben habe, wenn man nicht eine türkische Justiz bei uns einführen will. Das wird man aber nicht wollen, dazu sind die Leute zu anständig. Nur nörgeln wird man und mit wahrem Grauen seh ich dem ministeriellen Antwortsschreiben entgegen.