Heft 
(1993) 56
Seite
21
Einzelbild herunterladen

Stelle in Betreff des letztem keine weitren Anfragen, laß mich aber das, was Du von ohngefähr darüber erfahren solltest, recht bald wissen.

In 4 Tagen ist Weihnachten. Ich bin dem Tage schon heitrer entgegen gegan­gen; auch Du wohl! Die Elloramutter grüßt. Wie immer Dein

Th. F.

Der Brief, den ich am 25t November an Dich gerichtet habe, ist wenn ich nicht irre der gewesen, worin ich unter anderm auch anfragte, ob Du geneigt sein würdest die ersten 10 oder 12 Kapitel der schottischen Reise inDeinem Feuil­leton" zu bringen. 4 Schreib mir darüber, vor allem aber laß mich wissen, ob wenigstens diese Zeilen glücklich eingetroffen sind.

Nr. 8

Theodor Fontane an Friedrich Eggers [von Friedrich Fontane datiert: 22. Jan. 1859]

Sonnabend. 12 Uhr

Lieber Eggers.

Du kannst Dir denken, daß ich in diesen 2 Stunden die Frage 1 noch hin und her erwogen habe. Ich bin schließlich zu einem Resultat gelangt, das mehr mei­nem ersten Gefühl als den Hinterher-Erwägungen entspricht. Niemand hat mich dabei beeinflußt; die pro's und contra's lange hin und her [gestrichen: erwä-] balancirend, hat sich das Züngelchen endlich den pro's zugeneigt. Es wäre hart und ungerecht, wenn Du solche Kämpfe nicht ganz in der Ordnung finden wolltest. Ich habe Dich nie in Zweifel darüber gelassen daß die Träger dieses Ministeriums meine Hochschätzung und im letzten Kern meine Sympa- thieen haben, aber was mir zuwider ist das ist das beständige Wechseln [einge­fügt: der eignen Position], selbst dann noch wenn das neue Heerlager unsrem Fühlen und Denken mehr entspricht als das alte.

Ich leugne nicht, daß ich mich am liebsten als harmloser Schulmeister und in ähnlichen Qualitäten durchschlüge und es ist nur die pater familias-schaft 2 , die mich treibt auf Deine Anträge (für die ich Dir, ich wiederhol es, aufrichtig dankbar bin) einzugehn.

MeineAnsprüche" 3 die Dir nach gerade langweilig und lächerlich gewor­den sind, will ich fallen lassen. Ich muß einräumen, daß die Verhältnisse für mich so ungünstig sind, daß es zur Donquixoterie führen muß sie [eingefügt: (die Ansprüche)] aufrecht zu erhalten. Bestünde die Parthei Manteuffel aus mehr Leuten als aus ihm selber, verträte er ein wirkliches Prinzip, das um des­halb auch wieder mal zur Geltung kommen könnte, so würd' ich [eingefügt: aus meinetwegen egoistischen Motiven] aushalten ohne je ein Manteufflianer gewesen zu sein. Im politischen Leben spielt die Fahne eine eben so große Rolle wie im militärischen; wo man mal steht, muß man fest stehn und nicht lange mäkeln und mucksen. Aber freilich muß eine Fahne überhaupt da sein. Es fällt mir gar nicht ein in dieser ganzen Angelegenheit alsgroßer Charakter"