23 Die Struktur der Erzählung ist bestimmt von dem Wechsel langer Gesprächsszenen mit kürzeren, durch den Erzähler vermittelten Partien. Die erste Gesellschaftsszene erstreckt sich vom Beginn des Textes bis S. 468 und umfaßt auch ein 'Nachgespräch', das aber bei Mann an dieser Stelle die Form einer Reflexion durch eine Figur erhält. - Nach einer zeitlich nicht näher gekennzeichneten Pause beginnt die zweite Gesellschaftsszene, eingeleitet durch vom Erzähler gegebene Figurenporträts (468 f.) ä la Fontane und der Zusammenfassung von Gesprächspartien (468-474). Der folgende Hauptteil des Gesellschaftsbildes besteht wiederum aus einem langen Gespräch, zum Teil im Plauderton, über verschiedene Gegenstände und schließt mit der Planung der Fahrradfahrt am nächsten Vormittag (474-493) ab. Wie schon nach der ersten Gesellschaftsszene folgt zur äußeren Markierung des Zeitsprungs im Text eine gliedernde Leerzeile. - Die dritte Gesellschaftsszene am nächsten Morgen bringt die „Forschungsreise in die Geisterwelt"(494) auf dem Tandem mit Anteilen von Erzählerbericht und (dominierenden) Gesprächspartien, in denen z. B. das Geschehen aus der Perspektive verschiedener Figuren (als Beobachter) kommentiert wird (494 ff.) Beim „Hereinbrechen der Katastrophe"(497) verstummt das Gespräch vorübergehend.
24 Ebd., S. 178.
25 Die Erzählung entstand bereits 1885.
26 Auch diese Erzählung tendiert strukturtypisch zur Erinnerungsnovelle (vgl. Anm. 27); als Einzelheit ist zu erwähnen, daß Jeannes Porträt eine gewisse Ähnlichkeit mit Fontanes Cécile besitzt.
27 Vgl. Peter Hasubek: Auf der Suche nach der Vergangenheit. Zur Erinnerungsstruktur von Heinrich Manns frühen Erzählungen. Heinrich Mann und Theodor Storm, in: Heinrich Mann-Jahrbuch 10,1992, S. 1-27.
28 Vgl. Heinrich Mann. Novellen. Zweiter Band. Berlin 1953; im Nachwort des Herausgebers S. 404 ff. (Suturp, Eine Liebesgeschichte, Die Verräter, Kobes, Stemy, Der Gläubiger).
29 Vergleicht man die Gesellschaftsnovelle des jungen Heinrich Mann mit jenem anderen von ihm in der Frühphase bevorzugten Erzählkonzept, der Erinnerungsnovelle, so haben wir es in der Gesellschaftsnovelle vorwiegend mit einem Er-Erzähler zu tun, während in der Erinnerungsnovelle meist der Ich-Erzähler (manchmal in doppelter Gestalt) dominiert. Die durch den Ich-Erzähler gegebene Tendenz zur reflektierenden Auseinandersetzung mit dem Gegenstand und damit der Innenperspektive des Ich ist in der Gesellschaftsnovelle ersetzt durch den Polyperspektivismus und die Außensicht.
30 Vgl. das Register der Ausgabe der „Briefe an Ludwig Ewers".
31 Ewers, S. 208.
32 Vgl. auch Hugo Aust: Theodor Fontane: „Verklärung". Eine Untersuchung zum Ideengehalt seiner Werke. Bonn 1974, bes. S. 4-24 (= Bonner Arbeiten zur deutschen Literatur, hg. v. B. v. Wiese, Band 26).
33 Vgl. o. Anm. 1.
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