Heft 
(1993) 56
Seite
87
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Taufbecken", weist auf den Zusammenhang von Dämonenabwehr, Reinigung und Religion. Wo Dämonen als Urheber derUnreinheit" gefürchtet wurden, war ihre Austreibung gleichbedeutend mit dinglicher Reinigung, deren sakra­mentale christliche Variante ja die aus dem Tauchbad Johannes des Täufers hervorgegangene Taufe darstellt!

Similia Similibus" - Ähnliches durch Ähnliches zu bezwingen: diesen Versuch unternimmt auch Holk - ohne es zu wissen - auf seiner Dienstreise ins Seelän­dische. Er, der doch das ganz andere sucht, treibt in Wirklichkeit den Teufel mit Beelzebub aus. Recht erfolgreich zunächst, - bis die Einfädler Pentz und Arne zur Stiftung der zweiten Ehe schreiten...

Warum eigentlich 'Holk'"? Der Offizier und der König

... (W)eshalb ich, wie gewöhnlich beim Beginn eines Romans, auf die Namensuche ging. Den richtigen, brauchbaren zu finden ist oft recht schwer und dauert wochen­lang." 35 - Nehmen wir die Mühe des Autors ernst und investieren gleichfalls einige in die Analyse der uns präsentierten, so enthüllen die Fontaneschen Namensfunde uns ihre Textsinn generierende Semantik. Die Namen der Kunst­figuren binden ihre Träger in die Geschichte ein, die aufgerufenen historischen Figuren spiegeln Bedeutsamkeit - Fontanesche versteht sich - in die erzählte Geschichte hinein. Tiefe entsteht, der Helden Handeln ist exemplarisch, mythisch gegründet und zeitbezüglich zugleich.

Als Arne auf der Hochzeitsfeier mitbeinah schwermütig klingenden Worten (...) Auf das Glück von Holkenäs' anstoßen läßt (255), zitiert er, bei dem Holk schon den anscheinend Glück, tatsächlich aber Unheil verheißenden Kupferstich zu UhlandsSchloß am Meere" gesehen hatte, einen zweiten Uhlandtext an. Die BalladeDas Glück von Edenhall" handelt nicht nur davon, wie eben dieses - von einer Fee am Quell(!) einst gestiftete - Glück zerschellt, sondern sie verbin­det Geschlechtergeschichte mit Weltgeschichte und Weltgericht. Das ist die poetische Verbindung, deren dunkler Stern auch über der gräflichen Familie steht:Holk war krasser Aristokrat, der nie zögerte, den Fortbestand seiner Familie mit dem Fortbestand der göttlichen Weltordnung in den innigsten Zusammenhang zu bringen (...)" (105). Dieser - natürlich ironische - auktoriale Kommentar gehört zu den Elementen der immanenten Poetik des Romans, das Folgende verstehen wir sogar als direkteAnweisung":(...) und einer je strengeren Ahnenprobe man ihn und die seinen unterworfen hätte, je lieber wäre es ihm gewesen (...) Aber so sicher er über seinen eigenen Stammbaum war, so zweifelhaft verhielt er sich gegen alle ande­ren, die fürstlichen Häuser nicht ausgeschlossen (...)" - verhalten wir uns zweifel­voll, gegen Stammbäume und Namen, es lohnt der Mühe reichlich, wenn auch nicht alles Ausgegrabene hier ausgebreitet werden kann.

Gleichsam als Einstimmung in des Autors Vorliebe für die an großen Namen hängenden pikanten Konnotationen sowie für die Poetik des Verschweigens, in welcher diese Konnotationen der konventionalisierten Bedeutung scheinbar zunächst unterliegen, soll ein Blick auf eine weitere blinde Stelle dienen. Die Kar­tenspielszene im dritten Kapitel eröffnet recht eigentlich die Preußen-Debatte", in deren Verlauf Holk dieMirabeausche" Behauptung aufstellt, daß alles, was