Letzteres scheint zu sagen: „Trolles Geist geht um auf seinem alten Grund und Boden - trotzdem die Herlufsholmer Gruft 'seine Hüll' doch birgt. Was aber hätte dies bei einem so frommen Manne zu bedeuten? Es wäre eigentlich nicht möglich, wenn da nicht wieder Namensmagie wirksam würde.
Es ist Julzeit in Skandinavien, was die Prinzessin zu einer „Art J ulvorfeier" (157) veranlaßt, die dann auch - in ihrer Dekoration von heidnischer Flora und „altnordischen Trinkgefäßen" - den würdigen Rahmen für das hintersinnige Gespräch über Preußen, Christian IV. und Christiane Munck - sowie den „halben Heiligen" Grundtwig abgibt. Kein Wunder, daß bei soviel Boshaftigkeit der Christengel vom Tannenbaum fällt: steht doch die ganze „Weihnachtsvorfeier" nicht im Zeichen der Geburt Christi, sondern im Zeichen des gefallenen Engels Luzifer. Dies ist im Norden ohnehin naheliegend, wo es die Trolle sind, die dem Volksaberglauben gemäß zur Julzeit umgehen. - Und heraldisch/ semantisch haben wir es bei der Familie Trolle mit einem der „ältesten adelichen Geschlechtern in Dännemarck" zu tun, „welches einen Teuffel in den Wappen führet, wie denn auch der Nähme Troll in Dänischer Sprache einen Teuffel bedeuten soll" 65 . Auch der Umstand, daß „das nordische Julfest zum Teil ein Totenfest ist, an dem, wie man glaubt, die Toten ihr altes Heim besuchen", 66 bestärkt uns in der Annahme, auf Frederiksborg ist - in christlicher Verbrämung - der Teufel los, der Pfarrer Schleppegrell sein Jünger und Ebba - ganz ohne Verbrämung - sein succubus, bzw. seine weibliche Erscheinungsform.
Mit einer psychoanalytischen Betrachtung zu Ebbas getarntem Holkenäser Gegenstück Christine haben wir unsere Studie begonnen, mit einer - von Holk inspirierten - genealogischen Betrachtung des Fräuleins von Rosenberg wollen wir zum Abschluß kommen. In dieser Figur treffen sich die mythologische und die politische Sinnschicht des Romans auf zwanglose Weise. Ebba verkörpert den „das ganze Dasein beherrschenden Aphroditismus" 67 der auf Seeland etablierten dionysischen Frauenherrschaft. Ebbas Wandeln auf den Spuren der Göttin, in deren Adern - wie in den ihren - semitisches Blut fließt, ist ihr selber wohl bewußt. „Nun Holk, in welcher Rolle? Paris oder Ägisth?" fragt sie in der entscheidenden Szene, womit sie auf die andere provozierende Frage anspielt, wer von den Herren Lust habe, „um Helenas willen einen Trojanischen Krieg anzuzetteln," bzw. um „Klytamnestras willen Agamemnon" zu töten (207f.). In ihr findet - so Dr. Bie - „Unser schwedisches Brudervolk - wie wir ein Meervolk, ein Volk der See - sozusagen seinen höchsten Ausdruck (...) Aus dem Meer (...) ist die Schönheit geboren, aber aus dem Nordmeer auch der nordische Mut (...)" (206). Der mythologischen Rolle der Aphrodite gemäß heiratet Ebba am Ende ihren Hephaistos/ Vulcanus, der allerdings ironischerweise „Ashingham" heißt und schon „mit vierzehn ein ausgebrannter Krater" gewesen sein soll (248). Die bereits seit dem Altertum dämonisierte Macht des Eros - „Der Teufel, den man Venus nennt,/Er ist der Schlimmste von allen 68 heißt es bei Heine - äußert sich in amouröser Verwirrung regelrechter Verhältnisse (s. a. Ebbas Verhältnis mit einem schwedischen Königssohn), die letztlich in einen Akt der „Generalweltanbrennung" stets überzugehen droht: „Vielleicht zündet sie mal die fünfzehn Millionen Tannen an und stellt bei der Gelegenheit sich und den Eheliebsten in die rechte Beleuchtung". So mutmaßt Pentz - der es wissen muß -, und immerhin ging ja auch schon der