Brand des königlichen Schlosses auf das Konto ihres „teuflischen" Wärmebedürfnisses. Der Teufel ist nun einmal „ein Wesen von so kalter Natur, daß er sogar nirgends anders als im Feuer sich behaglich fühlen kann" 69 ; - oder auf Fontanesch: „Wo das Eis beginnt, da hat das Herz seine höchste Flamme" (206).
Das Gespräch, in welchem der Hobby-Genealoge Holk bei der Herleitung des Namens Rosenberg danebengreift, wird in kaum einer der Interpretationen als Beispiel für die gräfliche Borniertheit zu erwähnen vergessen. Zuletzt hat W. Seibt die entsprechende Ablenkungstechnik des Autors, die Protagonisten wie Leser unter zwei Möglichkeiten wählen läßt, wobei sie das Dritte - das Gemeinte - verfehlen, präzise beschrieben, womit er ungewollt die Grundzüge seiner eigenen Arbeit trifft: „Der Protagonist verfehlt das Dritte auch deshalb, weil er es verschmäht oder nicht recht versteht, Auskunft einzuholen. Er verwechselt seine Kenntnis der Konvention mit Lebenskenntnis und spekuliert, wo er fragen und auf informative Kleinigkeiten achtgeben müßte" 70 .
So hübsch sich die Irreführung des adelsstolzen Grafen auch ausnimmt - ausgerechnet ein Hof- und Leibjude ist der Begründer des Geschlechts der Baronin -, mit der Namenswahl zielt Fontane auf eines seiner favorisierten Mytho- logeme - und damit auf wesentlicheres, der Geschichte so die berühmte „rundere Rundung" verleihend. Eine böhmische Adlige namens Bertha von Rosenberg war die Stamm-Mutter der weißen Frauen, die in den Hohenzollern- schlössern ihre unheilvolle Mission vollbrachten. In Vor dem Sturm werden z. B. die „unheimlich hellblaue(n) Augen" auf dem Porträt der Wangeline von Burgsdorff hervorgehoben, und Bamme versucht eine rationalistische Erklärung des Spuks: „mögen sie sicher sein, daß es von vier Fällen dreimal ein verdrießlicher Kastellan und das vierte mal ein hübsches kleines Hoffräulein ist (...)"; 71 in Unwiederbringlich liest sich die einschlägige Passage ähnlich harmlos, besitzt aber hier ihren das Realistische ins Hoffmanneske verschiebenden Hintersinn. „ Und hat man Glück, so spukt es auch noch, und ist es keine tote Prinzessin, so ist es eine lebendige Kammerfrau oder eine Hofdame mit wasserblauen Stechaugen (...) die Hofdame mit den Stechaugen, das soll doch natürlich die Rosenberg sein" (149). Es ist aber „diese Böhmische weisse Frau eben dieselbige (...), die in der Branden- burgischen Familie erscheint. Denn nachdem Wilhelm von Rosenberg eine Gemahlin aus dem Hause Brandenburg geheiratet habe, so sey dadurch dieses Gespenst mit in die Brandenburgische Familie gekommen". 72 Von den Hausgeistern der letzteren bevorzugte Fontane ansonsten - des bedeutungsvolleren Kontextes halber - Wangeline von Burgsdorff. Sie muß in Fontanes Ballade wegen ihrer Unterlassungs-Mitschuld an der Ermordung des brandenburgi- schen Kurprinzen durch dessen Stiefmutter, die Kurfürstin Dorothea (von Holstein-Glückburg), umhergehen und warnen:
Sie hat nicht Ruh; und will Gefahr/Die Hohenzollern umgarnen,/Da wird lebendig der alte Fluch,/Die weiße Frau in Schleier und Tuch/erscheinet, um zu warnen. 73
Doch „warnen" ist ein Euphemismus: als Todesbotin zu erscheinen, das ist ihr eigentliches Los: „Auf dem Schloß zu Berlin erscheint jedesmal, wenn ein Mitglied der königlichen Familie sterben will, vorher die weiße Frau und