LITERATURGESCHICHTE / INTERPRETATION
Stefan Neuhaus, Bamberg:
Still ruht der See.
Revolutionäre Symbolik und evolutionärer Wandel in Theodor Fontanes Roman Der Stechlin
'"Ob ein solches 'Neues' sein soll (weil es sein muß), oder ob es nicht sein soll, um diese Frage dreht sich alles."'
(Lorenzen zu Melusine im 28. Kapitel des Stechlin.)
1. Gegensätzliche Positionen der Forschung:
Blick zurück oder nach vorn?
Es dürfte wohl kaum ein zweites literarisches Werk geben, das so widersprüchlich interpretiert wurde wie Fontanes letzter Roman. Das wird besonders deutlich, wenn man ein paar Stimmen zur politischen Botschaft des Stechlin sammelt - Fontane selbst bezeichnete ihn als “politischen Roman "1
"Dem Realisten Fontane ist das Sein wichtiger als das Werden. Er kann den Adel nur darstellen, wie er ist, und so wie er ist, ist er gut und soll er bleiben." 2
Oder:
"Die Zukunft wird weder allein durch die Vorstellung einer absoluten gesellschaftlichen Katastrophe, aus der nichts mehr zu retten ist, bestimmt, noch durch die Vorstellung, daß in der Ehe Woldemears (sic!) und Armgards eine solche Katastrophe bereits überwunden ist.
Oder:
"Zur Herbeiführung einer sozial ausgleichenden und dynamischen Gesellschaftsverfassung werden revolutionäre oder reformistische Methoden gefordert, wobei letzteren das Hauptgewicht zugemessen wird." 4