Das 36. bis 44. Kapitel spielt am Stechlin, das 45. springt, nach der Beerdigung Dubslavs, zu Woldemar und Armgard nach Süditalien und gibt ihr Gespräch am Fuße des Vesuvs wieder, das des Stechlin-Sees als "Verwandtschaft" des Vulkans gedenkt (S. 396), den "Zusammenhang der Dinge" erneut thematisierend. Von diesem fast südlichsten Punkt Europas bewegen sich dann Armgard und Woldemar wieder, einen längeren Aufenthalt in Berlin eingeschlossen, auf den Ort zu, an dem sie, dem evolutionären Charakter der Konzeption gemäß, gebraucht werden. Dort werden sie von allen Anwohnern freudig empfangen.
"Die Globsower gingen noch einen Schritt weiter und bereiteten eine Rede vor, darin der neue junge Herr als einer der 'Ihrigen' begrüßt werden sollte" (S. 401).
Diese Erläuterungen des Erzählers zeigen: der Roman endet nicht mit der Vision einer "proletarischen Revolution". Hier wird ein mögliches zukünftiges Idyll angedeutet, das auf einer Regeneration und Modifikation der alten Ordnung basiert, die so zu einer neuen Ordnung wird. Auf diese absehbare Entwicklung hat bereits das letzte Gespräch zwischen Lorenzen und Dubslav hingewiesen, in dem der Pastor dem Sterbenden versichert, daß Woldemar zwar ein "Neuerer" sei, aber "nach einem halben Jahre" Nachfolge auf Schloß Stechlin "wieder in alte Bahnen und Geleise" einlenken werde, wenigstens "so halb und halb" (S. 381).
'"Jetzt ist Ihr Sohn ein vornehmer Herr und hat die Jahre. (...) Die Zeit wird sprechen und neben der Zeit das neue Haus, die blasse junge Frau und vielleicht auch die schöne Melusine'" (S. 382).
Ein Erzählerkommentar bestätigt Lorenzens Einschätzung:
"Liebenswürdig und bescheiden wie er (Woldemar; S.N.) war, stand ihm längst fest, daß er nicht berufen sei, jemals eine Generalstabsgröße zu werden, während das alte märkische Junkertum, von dem frei zu sein er sich eingebildet hatte, sich allmählich in ihm zu regen begann. Jeder neue Tag rief ihm zu: 'Die Scholle daheim, die dir Freiheit gibt, ist doch das Beste'" (S. 400).
Wenn es dann im Schlußsatz von Melusines Brief am Romanende heißt: ...es ist nicht nötig, daß die Stechline weiterleben, aber es lebe der Stechlin'" (S. 401), ist damit nicht ausdrücklich, wie von der Forschung bisher angenommen, der See gemeint. Es gibt acht, nicht fünf, Menschen und Dinge, die Stechlin heißen: See, Wald, Dorf, Schloß, Adelheid, Dubslav, Woldemar und - der Roman selbst. Folglich sind viele Deutungen möglich. Der Satz könnte im Sinne des britischen "Der (alte) König ist tot.
Es lebe der (neue) König!" gemeint sein; eine Formel, die dem im Roman thematisierten evolutionären Wandel von alt und neu entsprechen und zur Nachfolge Woldemars passen würde. Zusätzlich könnte Fontane durch den
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