demar endet; dennoch ist es, wie sich noch zeigen wird, wichtig, sie bei der Bestandsaufnahme aller "Stechline" mitzuzählen.
28 Großbritannien gilt im Roman als fortschrittlichstes Land der Gegenwart, wie z.B. der Dialog zwischen Woldemar und Dubslav zeigt: "'Wie du weißt, es ist jetzt alles englisch.' - ‘Natürlich. Die Franzosen sind abgesetzt'" (S. 67). Tatsächlich war Großbritannien zur Zeit der Romanhandlung in wirtschaftlichen und politischen Belangen (z.B. Kolonien, Flotte) in Deutschland das Muster, das es zu erreichen und, wenn möglich, zu übertreffen galt.
29 Vgl. Julius Petersen (siehe Anm. 2), S. 17. Vgl. auch S. 23: "Dagegen sollte offenbar (...) Woldemars Leben und Schicksal eine viel größere Bedeutung haben als in der späteren Ausführung."
30 Fontane habe, so vermutet Petersen anhand überlieferter Notizen, ursprünglich Woldemar zum "Held eines Bildungsromans" machen und die Englandreise ausführlich darstellen wollen. Petersen übersieht m.E., daß nicht nur, wie er meint, "Überbleibsel" dieses Plans in die endgültige Fassung eingegangen sind - schließlich nehmen die Gespräche über die Reise breiten Raum ein. Auch der Bildungseffekt für Woldemar wird in der vorliegenden Romanfassung deutlich, obwohl Petersen dies bestreitet. Petersen ist, wie ich meine, im Irrtum, wenn er anhand einer frühen Gliederung (die vier Kapiteln die Überschrift "Reise nach England" zuordnet) annimmt, Fontane habe da noch geplant, die Reise en detail darzustellen. Vielmehr besteht die realistische Möglichkeit, daß es Fontane von vornherein auf eine indirekte Darstellung abgesehen hatte. Merkwürdig ist, daß Petersen glaubt, die Englandkapitel würden ihren Titel kaum noch "verdienen, denn die Erlebnisse der Reise werden gar nicht episch erzählt". Vielmehr sind doch die Reflexionen über die Reise, betrachtet man ihre Motivdichte und Funktion für den Fortgang der Handlung, viel wirkungsvoller als eine Schilderung der Reise selbst. Vgl. zu den angesprochenen Aspekten Julius Petersens Aufsatz (siehe Anm. 2), S. 49f. und 52f.
31 Hingewiesen sei auf die ausführliche, Fontanes biographische Verknüpfung mit England in Anschlag bringende Analyse von Charlotte Jolles, die die Bedeutung des Englandmotivs im Stechlin kurz und präzise wie folgt zusammenfaßt: "England steht für Weltoffenheit, Weite des Horizonts, im Gegensatz zur Enge und Eingemauertsein." Vgl. Charlotte Jolles: "Und an der Themse wäc'.At man sich anders aus als am Stechlin." Zum Englandmotiv in Fontanes Erzählwerk. In: Fontane-Blätter, Band 1, Heft 5. Potsdam 1967. S. 173-191.
32 Vgl. zum Englandbild der Deutschen im 19. Jahrhundert den zwar alten, aber trotz aller Detailforschung auf diesem Gebiet noch keineswegs überholten Aufsatz von Franz Muncker: Anschauungen vom englischen Staat und Volk in der deutschen Literatur der letzten vier Jahrhunderte. Zweiter Teil: Von Pückler- Muskau bis zu den Jungdeutschen. München 1925. (=Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-philologische und historische Klasse. Jg. 1925,1. Abhdlg.)
33 Für Melusine ist ein solcher Mensch nur ein "Unikum", ein “misogyner (=Frauen hassender) Prinz" (S. 158).
34 Daß Dubslav vorwiegend alte preußische Wetterfahnen sammelt, ist ein weiterer Beleg für seine Rückständigkeit.
35 Noch deutlicher ist Adelheids borniertes Urteil über das Inselreich S. 263f.; hier
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