Der Herausgeber dankt für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Fontane-Briefes an Adolph Menzel, des Bildes von Graeb und des Gemäldes „Lieutnant von Katt“ Frau Dr. Annegret Janda, Direktorin des Archivs der Nationalgalerie der Staatl. Museen zu Berlin; Herrn Dr. Helmut Börsch — Supan, Direktor der Staatl. Schlösser u. Gärten - Schloß Charlottenburg - sowie Herrn Dr. Giersberg, Direktor der Schlösser Potsdam-Sanssouci.
Roland Berbig, Berlin (Hrsg.)
.. wie zum Dilettantismus prädestiniert " 1 Theodor Fontane und Friedrich Eggers. Neues und wenig bekanntes Material.
1. 'Einleitung
Das Teilzitat der Überschrift stammt aus dem Friedrich-Eggers-Abschnitt in Fontanes autobiografischer Schrift „Von Zwanzig bis Dreißig". Es bezieht sich auf die distanzierte Einschätzung Fontanes hinsichtlich der künstlerschen Begabung Eggers, die ihm kaum ernsthafter Betrachtung wert schien. Wenig Gnade fanden vor seinen Augen die poetischen Versuche des Mannes, der - aus Rostock kommend - im Berliner Literatur- und Kunstleben nach der Märzrevolution 1848 nachhaltig seine Wirkung entfaltete. Daß sich Eggers mit nordischen und schottisch-englischen Balladenstoffen als Konkurrent auf der von ihm selbst bervorzugten Strecke betätigte, verzeiht Fontane sogar aus vierzigjährigem Abstand nicht. 2 Das von ihm schon in den gemeinsamen Jahren im „Tunnel über der Spree" und im „Rütli" gefällte Urteil bedurfte auch aus Alterssicht keinerlei Korrektur. Ein seltener Umstand: Zeitgenossen und Nachwelt stimmten und stimmen in den Tenor der Kritik ein.
Aber Fontanes kritische Vorbehalte erstreckten sich auch auf den Bereich Eggerscher Tätigkeit, in dem man diesem Genie nachsagte: der Organisation und Förderung von Gruppen und Vereinen. Zwar strich Fontane diese Gabe heraus und betonte, daß Eggers „nicht bloß Vereine zu gründen, sondern auch durch Abwerbung neuer Mitglieder und Aufstellung neuer Programme den etwa matter werdenden Pulsschlag sofort wieder zu beleben" 3 wußte. Für die Geschichte ihrer Beziehung indes ist von Belang, daß sich Fontane über den Inhalt dieser Programme ausschwieg. Man darf vermuten, daß sie ihm nicht der Rede wert waren. Detailliertes und Differenziertes, was der Überlieferung würdig wäre, entdeckte er in Eggers' Konzepten und Entwürfen allem Anschein nach nicht. Was dieser wollte, was er anstrebte, wurde in den Erinnerungen im wesentlichen übergangen. Die Heftigkeit, mit der sich Fontanes Vorbehalte gegen den Mitstreiter bei den gemeinsamen Projekten „Argo", „Rütli" und „Literaturblatt" noch acht Jahre nach dessen frühem Töd (1872) entluden, stimmt bedenklich: „.. . Friede (Eggers, R. B.), der, mit Ausnahme von ein paar höchst fragwürdigen Redensarten aus Hegels oder Vischers Ästhetik, nur sehr wenig wußte und noch viel weniger kannte, der eine dünne Natur und,. .., ein ganz kleines Talent, ein bloßer gebildeter Durchschnittsmensch war - .. ," 4