Die Bekanntschaft der beiden reicht noch in das Vormärzjahrzehnt hinein. Als Fo- tane Friedrich Eggers im literarischen 1 Verein „Tunnel" einführte (1847), war dieser Student an der Berliner Universität. Nach Semestern in Rostock, Leipzig und München war Eggers 1845 nach Preußen gekommen, um dort seine kunstwissenschaftlichen und historischen Studien fortzusetzen. Im Revolutionsjahr schloß er seine Studienzeit mit einer Dissertation zu ästhetischen Auffassungen ab. 5 Kurze Zeit hielt er sich in Schwerin auf, übte sich dort in der Tätigkeit eines Redakteurs einer Tageszeitung und kehrte 1849 nach Berlin zurück. Nahe Verbindungen entstanden zum Hause von Franz Kugler, der zum Redaktionskollegium des „Deutschen Kunstblattes" gehörte, das ab 1850 von Friedrich Eggers redigiert wurde. Vertrautheit, die bis zum „Du" führte, begünstigte das Schmieden gemeinsamer Pläne. „Mit Eggers sind schon bedeutende Pläne für sein künftiges Hiersein im Werk", schrieb Kugler an seine Frau im Juni 1849, „(i)ch suche ihn nicht zu verleiten, aber ich kann doch nur meine Stimme dafür aussprechen, daß seine Zukunft doch in Arbeit, die bleibend nachwirkt und nicht, wie die Zeitungswirthschaft, mit dem Tage wieder verschwindet, am besten gesichert sein wird." 6 Das Symptomatische der Lebenssituation fällt ins Auge: Eggers sah sich, wie die meisten akademisch ausgebildeten jungen Männer, vor die Entscheidung gestellt, entweder in einer Zeitungsredaktion unterzukommen oder Anstellung an einer Bildungseinrichtung zu finden. Mit der Wahl für die Redaktion des „Deutschen Kunstblattes" entschied sich Eggers für eine mittlere Variante. Er arbeitete für ein anspruchsvolles Lesepublikum, bewegte sich aber gleichzeitig im Metier des Pressewesens. Fontane, durch seine Biografie scharfsichtig für Feinheiten sozialer Differenzierungen, wird der Abstand zu Eggers, der durch dessen Bildungsweg gezeichnet war, nicht entgangen sein. Empfindlichkeiten fänden von daher ihre Erklärung.
Und doch entwickelte sich zwischen den beiden nach 1849/50 ein vertrauteres Verhältnis. Fontane zögerte nicht, sich in Veröffentlichungsabsichten auch an Eggers zu wenden, um dessen Verbindungen für die eigene Durchsetzung zu beanspruchen. Das traf für die Gedichtausgabe 1851 zu, ebenfalls für die „Jagdgeschichten am Cap", aber auch für die Arbeiten über die Londoner Presse, deren Veröffentlichung Eggers in der „Preußischen (Adler-)Zeitung", deren Feuilletonredakteur er zeitweilig 1858 war, mitverantwortete. Erleichtert wurde dieses Zusammenwirken, bei dem sich Eggers als gewandter Vermittler erwies, durch die Zugehörigkeit in den selben Kreisen und Vereinen. Man begegnete sich bei Kugler und im „Tunnel", beriet seit 1852 im „Rütli" über Kunststrategien im Jahrbuch „Argo" und lebte Übermütigkeiten im „El- lora''-Kreis aus. Aus diesen Beziehungen heraus erklärt sich wohl auch Fontanes Absicht, Eggers 1855 zu sich nach London zu holen und ihm eine seiner eigenen Tätigkeit vergleichbare Anstellung anzubieten. Offizielle preußische Stellen waren von diesem Ersuchen bereits unterrichtet worden und hatten zugestimmt. Eggers' Entscheidung liest sich in einem Brief an die Eltern akzentuiert begründet: „Das Ministerium bot mir 1200 rl jährlich, wenn ich als Fontanes Gehilfe nachgehen wollte. Ich hab' es hin und her überlegt und dann abgeschlagen; einmal war es für England zu wenig Geld..2) sollt' ich Politik machen und 3) was für welche? ministerielle!" 7 Friedrich Eggers blieb in Berlin und verzichtete auf die England-Erfahrung (wie übrigens Fontanes engerer Freund Bernhard von Lepel 1857 auf ein ähnliches Ansinnen hin auch). Er baute in der preußischen Hauptstadt ein Netz von Kontakten und Beziehungen auf, das in wachsendem Maße an eigenem Profil gewann. Angesichts der Vielfalt und ungewöhnlichen Mobilität der Aktivitäten Eggers' ist man geneigt, die Skepsis, die Zeitgenossen bezüglich des Erfolges äußerten, nachträglich zu relativieren 8 . Neben der Redaktion des „Deutschen Kunstblattes", zu dem sich 1854 ein „Literaturblatt" gesellte, arbeitete Eggers auf vielen Feldern. Er verfaßte Libretti in Zusammenarbeit
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