ziert und in sich aufgeschlüsselt der Variantenreichtum möglicher Verbindungen und Zusammenschlüsse war und welche Funktionen mit welcher Variante bedient wurden. Zwei Haupttendenzen prägen seine Vereinspraxis:
1. Eggers initiierte Gruppen, die zur Entwicklung eines Vereins tendierten. Dort lebten meist junge Männer, die dem Stadtbürgertum entstammten, die ihnen eigene und gewünschte von literarischen und kunstwissenschaftlichen Interessen geprägte Geselligkeit. Der privatim Charakter blieb gewahrt, der Zweck erfüllte sich, wenn der gesellige Umgang Ort und Entfaltungsraum erlangt hatte. Eine gelöste Form der Weiterbildung dominierte; die Ausstrahlung auf äußere Verhältnisse erfolgte nur indirekt.
2. Eggers entfaltete seine öffentliche Wirksamkeit über die Mitgliedschaft in eindeutig fixierten Vereinen, die zu überregionalen Zusammenschlüssen tendierten (dazu rechnen beispielsweise die Kunstvereine). Er konstituierte sich eine Öffentlichkeit als Redner, die lokale Beschränkung (und damit begrenzte Anerkennung und Aufnahme) bedeutete. Ein Moment von rascher Vergänglichkeit war dieser Durchsetzung seiner Interessen, die den Widerhall eines anwesenden Publikums benötigte, eingeschrieben.
Die kleinen Kreise, die sich oft Selbstzweck waren - so begeistert die Teilnehmer von ihnen auch berichteten 14 - wirkten in der Stille. Ihr akademisches Gepräge gewannen sie durch die Studentenschaft, aus der sie sich zusammensetzten. Sie wird die Distanz, von der Fontane bestimmt war, vertieft haben. In einem Kreis, wo der studentische Umgangston dominierte, läßt sich der ehemalige Apotheker und ungelernte Journalist Fontane schwer denken. Aber mehr noch mußte ihn die eigene Interessenlage, die mit der Verwirklichung beruflicher Vorstellungen zwingend verbunden war, an andere Kreise und Vereine verweisen.
Eggers' soziale Entfaltung führte ihn in wachsendem Maße an eine Kunstgeschichte und künstlerische Entwicklung heran, die an politischer Effizienz gewann. Sowohl seine Berufung zum Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Künste/ Berlin 1863 als auch seine Tätigkeiten danach, die ihm 1872 eine angesehene Stellung im Kultusministerium einbrachte, bestätigen das. Daß er bestimmend an der festlichen Ausgestaltung der Feierlichkeiten anläßlich des deutschen Sieges über Frankreich 1871 mitwirkte 15 , unterstreicht den gesellschaftlichen Rang, der ihm zuteil wurde. An Utensilien und Relikten, die den Vereinsmann Eggers illustrieren, fehlt es im Rostok- ker Stadtarchiv im Eggers-Nachlaß nicht. Die affirmative Öffnung zum staatlichen System in seinen Repräsentationsformen ging einher mit dem „Rückzug in die Geselligkeit" 10 - ein Vorgang, dem allgemeinere Gültigkeit, bescheinigt wurde. Legt man Georg Simmels getroffene Feststellung zugrunde, nach der „die Zahl der verschiedenen Kreise..., in denen der Einzelne steht", „einer der Gradmesser der Kultur" 17 sei, zeigt das Beispiel Eggers, in welchem Maße die vielfältigen Bindungen zur Kultur der Herrschenden tendieren.
Das Bruchstückhafte des bislang zusammengetragenen Materials rät zur Vorsicht bei zu ziehenden Schlüssen. Indes scheint es festzustehen, daß sich aus der Analyse der Vereins- und Gruppenbindungen literarisch Tätiger Verläßliches über deren Sozialverhalten ermitteln läßt. Um ein letztes Mal das Beispiel Fontane - Eggers vorzuführen: Das „Rütli", mit dem man auf die Kunstentwicklung in Preußen nach 1852 einwirken wollte, veränderte nach 1860 sein Profil. Es wandelte sich um in eine Weiterbildungsrunde, bei der die gemeinsame Buchlektüre und deren Auswertung Hauptinhalte der Begegnung wurde. Eggers' Lehrtätigkeit und seiner einsetzenden Etablierung im gesellschaftlichen Leben arbeitete diese Art des Zusammenseins zu. Für Fontane jedoch, der in den Redaktionsräumen der „Kreuzzeitung" seinen Platz gefunden hatte, strahlte diese Form nur begrenzt Anziehungskraft aus. Für ihn war es reizvol-
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