Heft 
(1990) 49
Seite
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Reuleux - richtig: Franz Reuleaux (1829-1905)., se;t 1868 Direktor der Berliner Ge­werbeakademie.

Scherenberg - Christian Friedrich Sch. (1798-1881), Dichter und vertraut mit Eg­gers dank langer gemeinsamer Tunneljahre.

Dryander - Ernst von D. (1843-1922), evangelischer Theologe und Freund von F. Eggers.

italienischer Reisegefährte Im Jahr 1870 unternahm Eggers zusammen mit Dry­ander eine Reise nach Italien, wohin ihn der dort weilende Großherzog Friedrich Franz berufen hatte. Auf dieser Reise besuchten sie Florenz, Rom und Neapel.

Wort des alten Claudius - Fontane zielte auf das GedichtBei dem Grabe meines Vaters" (1773) von Matthias Claudius.

Kommentar

... welch ein eigentümlich anziehendes Charakterbild ließe sich davon (von dem Le­ben Friedrich Eggers' - R. B.) machen", schreibt Paul Heyse am 15. August 1872 aus Prien am Chiemsee anläßlich des Todes des gemeinsamen Bekannten,so eine seelen­volle, im liebenswürdigsten Sinne deutsche Idylle, einer der seltenen Fälle, wo es einem Menschen erlaubt war, Dilettant zu sein, weil es seinem innersten Wesen ent­sprach und der Mensch in ihm dadurch zur reinsten Entwicklung kam." (Der Brief­wechsel zwischen Theodor Fontane und Paul Heyse. Hrsg, von Gotthard Erler. Berlin u. Weimar 1972. S. 127). Im selben Brief bekundete Heyse sein Interesse an dem wohl von Fontane annoncierten Nachruf, der zuerst - so der Eindruck - als umfangreiche­res Lebensbild gedacht war. Ohne überlieferten Kommentar Fontanes unterblieb die Realisierung eines derartigen Vorhabens. Erst im Zusammenhang mit seiner Erinne­rungsschriftVon Zwanzig bis Dreißig" widmete der Dichter dem Gefährten aus Ver­einstagen eine ausführlichere Darstellung. Im Gegensatz zu der Vermutung, daß Fon­tane auf den Tod Eggers' gar nicht reagiert habe, steht die hier wieder abgedruckte Berichterstattung von der Überführung der Leiche nach Rostock und der damit ver­bundenen Abschiedsfeier.

Voller Zurückhaltung im Persönlichen, allerdings auch ohne die Vertrautheit, die ge meinsames Erleben in den zurückliegenden Jahrzehnten mit sich gebracht hatte, zu leugnen, bewegte sich Fontane in der Konvention solcher Artikel. Unter dem Gewand des journalistischen Modells ließ sich die Distanz mildern, ja verbergen und die Trauer, deren vielschichtige Ursachen vor gedankenloser Neugier zu schützen war, verblieb im eher Allgemeinen. Fontane, so will es Scheinen, bediente sich der Form, die nicht verletzte und von falscher Sentimentalität frei- war.

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