Nymphenburger Verlagshandlung München:
1959-1975.
(2) Sämtliche Werke, bisher 15 Bände, hrsg. von Walter Keitel. Carl Hanser Verlag München: 1962 ff.
(3) Romane und Erzählungen, 8 Bände, hrsg von
Peter Goldammer, Gotthard Erler u. a. Aufbau-Verlag Berlin/Weimar:
1969 ff.
Im gleichen Verlag erschienen inzwischen auch Wanderungen durch die Mark Brandenburg und Autobiographische Schriften.
Die beiden ersteren Werkausgaben, in der BRD herausgegeben, sind heute erst nach Jahr und Tag als zuverlässige, fast umfassende gesammelte Werke Fontanes ab- , geschlossen; übrigens zählen zur Nymphenburger Ausgabe eigentlich 30 Bücher, zu derjenigen vom Hanser Verlag kamen später noch Briefe in 4 Bänden hinzu, aber auch die dritte aus der DDR schwoll über den Bereich der Romane und Erzählungen hinaus an,und umfaßt nun,-im Jahre 1988, insgesamt 18 Bände. Überdies rechnete keine dieser Ausgaben von Anfang an mit solch einem großen Umfang, was ich hier für viel bedeutsamer halte. Die erste Ausgabe (NFA) wurde nämlich anfangs auf 8 Bände mit Romanen und Erzählungen geplant, die zweite (HFA) wurde auch, nachdem sie bescheiden als ausgewählte Werke in 2 Bäniden gestartet worden war, im Verlauf der Edition immer umfangreicher. In dieser Hinsicht macht die dritte (AFA) keine Ausnahme. Infolgedessen sind, offenbar notwendigerweise, gewisse Änderungen bei ihrer Edition erfolgt.
Bei so einem überwältigenden Anblick fühle ich mich versucht, verschiedene Eigenschaften dieser Ausgaben eingehender zu überprüfen, aber jetzt möchte ich nur betonen, daß jenes Staunen, in das mich zuerst das Wort »Fontane-Renaissance" versetzte, allmählich endete, als ich die Werdegänge der größeren Ausgaben berücksichtigte. Das zeugt gewiß davon, daß die erneute Wertschätzung von Fontanes Dichtungen sozusagen festen Fuß fassen konnte, und in den sechziger Jahren, wo diese großen sämtlichen bzw. ausgewählte» Werke hintereinander herausgegeben wurden, gelangten auch Veröffentlichungen der Fontane-Literatur, wie neuentdeckte Briefe, mancherlei andere Materialien, Erläuterungen fürs breite Publikum, literaturwissenschaftliche Monographien usw. förmlich zur Blüte. Auf Vorschlag des Theodor- Fontane-Archivs fanden in Potsdam schon einige Male internationale Symposien der Fontane-Forschung statt.
Auch bis heute haben sich weder die Fontane-Forschung noch Veröffentlichungen der Fontane-Literatur vermindert, aber das Wort „Fontane-Renaissance" wird nicht mehr eigens ausgesprochen, was als Beweis dafür dienen mag, daß sich die Liebe zu Fontanes Dichtungen wie deren Wertschätzung bereits ziemlich stabilisiert haben. Dies kann aber selbstverständlich für das deutsche Sprachgebiet zutreffen, bei uns in Japan ist es leider nicht der Fall. Bei uns kann man höchstens von einer gewissen Zunahme der Fontane-Forscher sprechen, und um diesen denkwürdigen Zustand etwas zu erhellen, muß man, wie mir dünkt, nicht nur Fontanes Werk selbst, sondern auch dessen Rezeptionsweise erörtern. Hoffentlich werde ich dieses Problem im vorliegenden Buch, wenn auch in einer mittelbaren Weise, entwirren können.
In diesem Zusammenhang muß ich auch die neue differenziertere Wertschätzung Preußens erwähnen, die literaturgeschichtliche Auseinandersetzungen beeinflußte, deren Wellen jedoch kaum ans Ufer unserer literarischen sowie journalistischen Welt schlugen.
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