Schicksale von Mitgliedern dieser bibliophilen Vereinigung und ihre Haltung in der damals politisch so sehr bewegten Zeit nachzuzeichnen. Als Orientierungspunkte und Wegzeichen dienen dokumentarische Materialien und verschiedene Veröffentlichungen, in die oftmals Erinnerungen an oder manchmal auch nur kurze Bemerkungen zu den ehemaligen Mitgliedern dieser Vereinigung beiläufig eingefügt wurden. Durch zielgerichtete Recherchen gelang es, wenigstens für einen Teil des hier interessierenden Personenkreises mehr oder minder charakteristische Skizzen zu fertigen und sich Gewißheit darüber zu verschaffen, was bibliophil organisierten Fontane-Freunden 1933 und danach widerfahren war. Wenngleich es gilt, sich selbst im Bereich des Möglichen zu bescheiden, so sei betont, daß das Bild einiger Bibliophilen durchaus ergänzt werden könnte, andere hingegen nur durch ihre Namen bekannt bleiben werden, da sich ihre Lebensspuren im Ungewissen verlieren.
Deshalb ist es um so erfreulicher, daß uns die Namen jener Persönlichkeiten bekannt wurden, die sich am 14. November 1927 in Berlin im Zeichen Fontanes zu einem bibliophilen Verein zusammengeschlossen hatten. Diese sind uns mit einer Mitgliederliste (Stand vom 1. November 1933) nach Aufzeichnungen von Dr. Eugen Pinner 1 überliefert, der als Schriftführer des Fontane-Abends wirkte. (Vgl. S. 89 ff.)
Diese Gründungsmitglieder waren: Paul H. Emden,
S. Martin Fraenkel,
Dr. Paul Friedeberger, Felix Hasselberg,
Dr. Fritz Homeyer,
Fritz Joseph,
Walther Michaelis,
Dr. Eugen Pinner,
Dr. Karl Schönberg,
Dr. Ernst Tobias,
Erich u. Reinhold Scholem,
Georg Birnbaum,
Bankier
Antiquar
Verlagsbuchhändler
Privatgelehrter
Antiquar
Kaufmann
Amtsgerichtsrat
Kaufmann
Rechtsanwalt
Arzt
Buchdruckereibesitzer
Kaufmann
sowie Dr. Körner und Bernhard. Krisch.
Eine Nachprüfung zeigte das bemerkenswerte Ergebnis, daß etwa drei Viertel der Gründungsmitglieder und über die Hälfte der in der überkommenen Mitgliederliste verzeichneten Persönlichkeiten jüdischer Herkunft waren. Viele von ihnen erwiesen sich als ernsthafte Sachwalter des Fontaneschen Erbes.
In dem eingangs erwähnten Beitrag des Heftes 45 der „Fontane-Blätter" wurde bereits auf den Erwerb der Emdenschen Fontane-Sammlung und deren Stiftung an die Berliner Universitätsbibliothek als ein besonderes Verdienst des Fontane-Abends hingewiesen. Diese Sammlung erlangte nicht nur durch den Stiftungsakt eine gewisse Berühmtheit. Hierbei darf das Verdienst von Paul H. Emden als eifriger Sammler angesichts der Umstände, die im Hinblick auf das Fontanesche Erbe herrschten, nicht unerwähnt bleiben.
Theodor Fontane hatte ja ursprünglich für den Fall seines Todes bestimmt, alle in seinem Nachlaß befindlichen ungedruckten Schriften zu verbrennen. Erst dem besorgten Drängen seines Freundeskreises nachgebend, ließ sich Fontane bewegen, 1892 eine Nachlaßkommission für sein literarisches Erbe einzusetzen.
Aber bevor diese Kommission nach dem Tode des Dichters am 20. September 1898 ihre Tätigkeit aufgenommen hatte, war bereits durch Frau Emilie Fontane eine erste Durchsicht der schriftstellerischen Hinterlassenschaft vorgenommen und dabei recht
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