Heft 
(1990) 49
Seite
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Änderungen von Fontane sowie das handschriftliche Manuskript seiner Hamlet- Übersetzung. Ferner zählte zur Emdenschen Sammlung eine beachtliche Fontane- Handbibliothek mit einem umfangreichen Bestand an Zeitschriften- und Zeitungsarti­keln über Fontane und sein Werk. Der Nachweis über den Erwerb der Emdenschen Sammlung befindet sich in der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. Obwohl die betreffende Akte u. a. einen Bericht über den Bestand der Samm­lung enthält und deren Schicksal dokumentiert, sind in der Literatur unterschiedliche Darstellungen anzutreffen. So schrieb im Jahre 1931 Dr. Rudolf Hoecker, damals Di­rektor der Universitätsbibliothek und ihre Mitgliedschaft im Fontane-Abend ver- tretend,'daß es 1930 gelang, 181 Briefe Fontanes an seinen Freund Bernhard von Le- pel und die Bibliothek des Fontanesammlers Paul H. Emden zum Teil zu erwerben, zum Teil als Depotgut des Fontane-Abends überwiesen zu erhalten." 2 Andernorts wurde berichtet:Im Jahre 1930 erwarb der Fontane-Abend die Emdensche Fontane- Sammlung. Sie wurde der Berliner Universitätsbibliothek aus Anlaß ihres hundert­jährigen Bestehens als Geschenk übergeben, mit der Bedingung, daß sie als geschlos­sene Sonderbibliothek erhalten und ausgebaut würde. In gemeinsamer Arbeit bemü­hen sich die Universitätsbibliothek und der Fontane-Abend um den Ausbau der Sammlung." 3 Schließlich vermerkte Joachim Krueger, daß die'reiche Fontane- Sammlung" von Paul H. Emdenvon der Universitätsbibliothek mit finanzieller Un­terstützung durch das Ministerium und in Zusammenarbeit mit dem .Berliner Fon­tane-Abend' erworben" wurde. 4

Aufklärende Auskunft ergab nun eine Durchsicht der bereits erwähnten Akte in der Universitätsbibliothek. Aus dieser ist ersichtlich, daß sich der Fontane-Abend be­mühte, das für den Erwerb der Sammlung nötige Geld aufzubringen 5 , sofern die Uni­versitätsbibliothek gleichfalls einennamhaften Beitrag" beisteuern könnte. Für einen solchen Beitrag bewilligte das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung am 3. 2. 1930 2000,- RM. Danach erfolgte Ende März 1930 die Übereignung der Emdenschen Sammlung an die Universitätsbibliothek. Für sie er­wuchs daraus die Verpflichtung, 3000,- RM an den Verwalter des in Konkurs gerate­nen Bankiers Paul H. Emden zu zahlen. 6 Der Fontane-Abend hatte sich vorsorglich die Publikationsbefugnis für alle noch unveröffentlichten Manuskripte und Briefe dieser Sammlung gesichert.

Von diesen Tatsachen ausgehend, war also die Teilhaberschaft des Fontane-Abends an dem Erwerb der Emdenschen Sammlung durch die Universitätsbibliothek beacht­lich, so daß auch heute noch von einer bedeutsamen Tat der Mitglieder dieser Verei­nigung für die geschlossene Bewahrung eines Teilnachlasses von Theodor Fontane gesprochen werden kann. Obwohl diese Sammlung seither kaum noch vermehrt Wurde, konnte sie doch - nunmehr in öffentlicher Hand - wissenschaftlicher For­schung zugänglich gemacht werden. Zu erwähnen ist diesbezüglich der im Jahre 1940 von Julius Petersen herausgegebene zweibändige Freundschaftsbriefwechsel Theodor Fontane und Bernhard von Lepel".

In dem Mitgliederverzeichnis vom 1. November 1933 wurde Paul H. Emden nicht mehr aufgeführt. Er war vermutlich bereits emigriert und verstarb 1953 in London. Von seinen Schriften wurden u. a. 1937Money Powers of Europe" sowie 1943Jews in Britain" veröffentlicht. 7 Sein Name bleibt mit dem lobenswerten Wirken des Fon­tane-Abends, vor allem aber mit dem Übergang seiner Fontane-Sammlung an die Ber­liner Universitätsbibliothek unauslöschlich verknüpft.

Bereits 1965 übergab die Universitätsbibliothek den größten Teil ihrer Fontane- Autographen, darunter die erwähnten Manuskripte und Lepel-Briefe, als Dauerleih­gabe dem Fontane-Archiv der Deutschen Staatsbibliothek.

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