Max Ulrich Frhr. von Stoltzenberg
Mein Fontane-Gedicht
Imaginäres Gespräch zwischen Autor (A) und Widerpart (W)
A: „Ach Luise, laß . ..”
W: Aber H. möchte doch gern ...
A: Also denn in Gottes Namen. Schließlich bin ich ja durch einen glücklichen Zufall schon in meinen ’ letzten Schuljahren durch einen Mitschüler erstaunlicherweise gerade an Fontane geraten, und er hat mich nun mein Leben lang begleitet und vielleicht auch etwas geformt. Jedenfalls kann auch ich wie Prof. Lezius (leicht abgewandelt) sagen: „Ja, das muß wahr sein, daß ich die Fontane-Blätter habe, das ist doch was, das hilft einem ein gut Stück weiter."
H. gefällt nach eigenen Angaben am besten „Es kann die Ehre dieser Welt..— Ganz mein Fall, aber ...
W: Aber?
A: Für mein Gefühl haben die Verse doch auch einen Beigeschmack von Enttäuschung, Bitterkeit und gewaltsamer Selbstrechtfertigung. Und „vor dir bestehen können", kann man das wirklich immer? Das bleibt doch wohl ein Ideal, das man oft verfehlt.
W: Fontane hat zu Lebzeiten ja auch wenig Resonanz gefunden; dafür wächst sein Nachruhm ja aber auch von Jahr zu Jahr. Was man wohl nicht von vielen sagen kann. Wer liest denn noch seinen Freund und Nobelpreisträger Paul Heyse? Mit seinen skeptischen Worten, von allem, was er geschrieben habe, würden sich wohl nur die „Wanderungen" in das nächste Jahrhundert retten, hat er sich jedenfalls gründlich geirrt.
A: Für mein Gefühl sind meist die Schlußzeilen am wirkungsvollsten, z. B.
„Das Glück, kein Reiter wird's erjagen,
Es ist nicht dort, es ist nicht hier;
Lern überwinden, lern entsagen.
Und ungeahnt erblüht es dir."
Oder: „Es muß sich dir von selber geben, man hat es oder hat es nicht." Oder auch: „Was wir in Welt und Menschen lesen, ist nur der eigne Widerschein."
W: Diese Sentenz wäre wohl eine ausführliche Betrachtung wert, was hier aber wohl zu weit führen würde. Aber warum immer nur die Schlußzeilen?
A: Wer die Fontane-Blätter liest, weiß sowieso Bescheid; ich bilde mir doch nicht ein, etwas Neues zu bringen, sondern folge nur einem Wunsch des Chefredakteurs. Vielleicht muß aber doch der eine oder andere auf die Suche gehen und entdeckt für sich doch noch Neuland. Zum Schluß noch:
„O lerne denken mit dem Herzen Und lerne fühlen mit dem Geist."
(That's it. Th. F. in nuce) — Und endlich:
„Nur manchmal eine stumme Predigt - 1
Hält uns der Kinder Angesicht."
Hier streiche ich die Segel. Wer das noch nie empfunden hat, der ist wohl zu bedauern.
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