sind offenbar die Oderanwohner des Kreises Krossen damit gemeint. Die m. E. in vieler Hinsicht soliden Ausführungen von Max Pohland „Lebuser Land, Leute, Leben“ (Frankfurt/Oder 1929) nehmen eine Sprachinsel um Neuhardenberg (früher Quilitz) an (Seite 15). Die Tracht habe sich ebendort — ebenso wie ein gewisses Volksbewußtsein — bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gehalten (Seite 42 - 43).
Über die Tracht, die Gründe für ihr relativ langes Bestehen und ihren raschen Verfall berichtet A. Trinius, Märkische Streifzüge, NF. (Berlin 1885), Seite 84 ff.*) Auch T. postuliert für Neuhardenberg „wie die meisten Oderbruchdörfer“, eine „fast nur wendische Bevölkerung“. Zur Siedlungskunde des Landes Lebus bringt neuerdings wesentliche Erkenntnisse der Poznaner Historiker Dr. Zb. Wielgosz „Wielka wlasnosc cysterska w osadnictwie pogranicza Slaska i Wielkopolski“ (Ein großer Zisterzienserbesitz im Siedlungsprozeß des Grenzgebietes von Schlesien und Großpolen; Poznan 1964); im 2. Teil (Seite 55 - 136). Wenn Wielgosz auch der Frage etwaiger slawischer Restgruppen nicht nachgegangen ist, so weist er doch eindeutig den relativ intensiven Siedlungsausbau vor dem Einsetzen des Zustroms deutscher Siedler nach. Die Argumente von Herrn Tietze gegen den Fortbestand einer slawisch sprechenden Volksgruppe scheinen mir dagegen nicht ausreichend zu sein.
1. Familiennamen: Ein hoher Prozentsatz deutscher Familiennamen unter der wendischen Bevölkerung ist als Normalerscheinung zu betrachten und als Folge der deutschen Administration anzusehen.
2. Trachten: Hier scheinen mir die Ausführungen Pohlands, den ich selbst während meiner Studienzeit in Frankfurt (1936 - 37) als durchaus sachkundigen Heimatforscher kennen lernte, stichhaltiger zu sein.
3. Dorfformen haben hohe Aussagekraft in wirtschaftshistorischer Hinsicht, sind aber nur mit größter Vorsicht für ethnische Argumentationen ins Feld zu führen . ..
4. Lehmkaten gibt es auch im slawischen Siedelgebiet in Hülle und Fülle. Hiermit wird nichts bewiesen.
5. Über den Gemüseanbau im Bruch und seine historische Tradition besitze ich keine Kenntnis, möchte aber bemerken, daß im 17. Jahrhundert die Gemüsekulturen der Lübbenauer Sorben einen derart guten Ruf hatten, daß Friedrich Wilhelm I. versuchte, eine größere Anzahl dieser Leute abzuwerben und in „Neu Lübbenau“ (Amt Storkow) als Gemüselieferanten ansässig zu machen.
6. S wantewit, Triglav und ähnliche Götternamen werden auch anderwärts in wendischen (bzw. sorbischen) Gebieten der Bevölkerung völlig unbekannt sein. Die Volksmythologie knüpft entweder an an christliche Vorstellungen oder personifiziert Naturerscheinungen (Wassermann, Mittagsfrau usw.)
7. Slawische Urkunden konnten im Bereiche einer deutschfeudalen Administration nicht entstehen.“
Wir stellen den interessanten Artikel zur Diskussion. Sicher werden sich Freunde Fontanes zum Wort melden.
Auch Dr. Frido Metsk hat der Redaktion der „Fontane-Blätter“ zur ggb. Zeit einen eigenen Bericht in Aussicht gestellt. Hier eine erste Stellungnahme zum Thema. Sie stammt von Herrn Klaus Grebe, wissenschaftlicher Mitarbeiter am
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