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Ein weiterer Faktor im Hinblick auf das konfliktindu
zierte personale Verhalten ist die Konflikttoleranz. Gemeint ist hiermit die"Fähigkeit und die Bereitschaft des Individuums, Spannungen aushalten zu können,"» wobei insbesondere bislang untersucht wurde, wie Stress oder Frustra
tionen verarbeitet werden. 2)
In mehrdimensionalen Organisationsmodellen sind wegen ihres größeren Komplexitätsgrades derartige Belastungen sicherlich stärker als in mehrdimensionalen Organisationsformen. Andererseits wird jedoch offenes Konfliktverhalten als durchaus normal empfunden. Deshalb müßte die Konflikttoleranz unter einem modifizierten Aspekt betrachtet werden:
es sollte weniger interessieren, wie hoch die individuelle Belastbarkeitsgrenze ist, stattdessen müßte untersucht werden, inwieweit ein Individuum in der Lage ist, sachrational wesentliche Spannungsgründe- bei einem in sozioemotionaler Hinsicht als Unterstützung wirkenden kooperativpartizipativen Führungsstil- in einer optimalen Relevanzzone so früh wie möglich offenzulegen.
Dieser Zusammenhang gilt grundsätzlich auch für mehrdimensionale Organisationsformen. Um so stärker jedoch bürokratische Strukturelemente dominieren, desto stärker wird der Konflikt als pathologische Erscheinung empfunden. Um so stärker wird eine Person dann nach ihrer Eigenschaft beurteilt,"sich zu beherrschen" anstatt Konflikte offen auszutragen. Insgesamt bin ich deshalb der Ansicht, daß mehrdimensionale Organisationsmodelle mit einer geringeren Konflikttoleranz auskommen können.
1) 2)
Esser(Individuelles Konfliktverhalten) 84.
Lückert(Konflikt-Psychologie) 183 ff.