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Der institutionalisierte Konflikt in mehrdimensionalen Organisationsstrukturen ökonomischer soziotechnischer Systeme / vorgelegt von Dieter Wagner
Entstehung
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Ein weiterer Faktor im Hinblick auf das konfliktindu­

zierte personale Verhalten ist die Konflikttoleranz. Ge­meint ist hiermit die"Fähigkeit und die Bereitschaft des Individuums, Spannungen aushalten zu können,"» wobei ins­besondere bislang untersucht wurde, wie Stress oder Frustra­

tionen verarbeitet werden. 2)

In mehrdimensionalen Organisationsmodellen sind wegen ihres größeren Komplexitätsgrades derartige Belastungen sicher­lich stärker als in mehrdimensionalen Organisationsformen. Andererseits wird jedoch offenes Konfliktverhalten als durchaus normal empfunden. Deshalb müßte die Konflikttole­ranz unter einem modifizierten Aspekt betrachtet werden:

es sollte weniger interessieren, wie hoch die individuelle Belastbarkeitsgrenze ist, stattdessen müßte untersucht werden, inwieweit ein Individuum in der Lage ist, sach­rational wesentliche Spannungsgründe- bei einem in sozio­emotionaler Hinsicht als Unterstützung wirkenden kooperativ­partizipativen Führungsstil- in einer optimalen Relevanz­zone so früh wie möglich offenzulegen.

Dieser Zusammenhang gilt grundsätzlich auch für mehr­dimensionale Organisationsformen. Um so stärker jedoch büro­kratische Strukturelemente dominieren, desto stärker wird der Konflikt als pathologische Erscheinung empfunden. Um so stärker wird eine Person dann nach ihrer Eigenschaft beur­teilt,"sich zu beherrschen" anstatt Konflikte offen aus­zutragen. Insgesamt bin ich deshalb der Ansicht, daß mehr­dimensionale Organisationsmodelle mit einer geringeren Kon­flikttoleranz auskommen können.

1) 2)

Esser(Individuelles Konfliktverhalten) 84.

Lückert(Konflikt-Psychologie) 183 ff.