Kinderleistungen
An dieser Stelle muss noch einmal darauf hingewiesen werden, wie groß die Schwankungen bei den richtigen Lösungen zwischen den einzelnen Klassen waren. Wie bei der Auswertung festzustellen war, lag die Spannbreite richtiger Lösungen durchaus schon mal zwischen 10% und 100%(Aufgabe 3). Die geringsten Schwankungen in den Leistungen waren bei den Aufgaben 10 und 11(kürzesten Stift heraussuchen; Viereck zeichnen; Anteil richtiger Lösungen jeweils zwischen 74% und 100%) festzustellen. Das weist uns auf die enorme Heterogenität in den mathematischen Kompetenzen von Schulanfängern hin. Insbesondere kann sich ein Lehrer offensichtlich nicht auf jahrelange Erfahrungen verlassen. Es ist stets von Neuem notwendig, die aktuelle Lernausgangslage der Klasse und jedes Schülers zu erfassen, um diese dann im Unterricht zu berücksichtigen.
Bemerkenswert an den Ergebnissen ist auch, dass mit Ausnahme der Aufgabe 14(Subtraktionsaufgabe im Kontext des Einkaufens) stets eine(nicht immer dieselbe) Klasse aus Brandenburg die höchsten Eingangskompetenzen zeigt, während die Klassen, die den geringsten Anteil richtiger Lösungen zeigten in Berlin(8x) und NRW(11x), wobei in einem Fall, Aufgabe 19, sowohl in Berlin als auch in NRW in je einer Klasse keine richtige Lösung zu finden war. Dabei spielte sicher der zu vernachlässigende Anteil ausländischer Kinder und der z.T. hohe Anteil Kinder ausländischer Herkunft in einigen Berliner und nordrhein-westfälischen Klassen eine entscheidende Rolle. Es muss also noch einmal betont werden, dass bei allen Aufgaben die Kinder ausländischer Herkunft aufgrund der Sprach- und Verständnisprobleme benachteiligt waren. Hier wurden bereits zu Beginn der Schullaufbahn Nachteile einiger Kinder deutlich, die, wie die PISA- Studie zeigt, offensichtlich auch im weiteren Verlauf der Schulzeit nicht ausgeglichen werden können.
An dieser Stelle kann auch festgehalten werden, dass ein schriftlicher Test bereits zu Schulbeginn möglich ist und eine Vielzahl von Informationen über mathematische Kompetenzen von Schulanfängern liefern kann. Durch einen solchen Test können allerdings Beobachtungen der Kinder nicht ersetzt werden. Die Ergebnisse eines solchen Tests können vielmehr Ausgangspunkt für weitere zielgerichtete Beobachtung einzelner Kinder sein.
1.5 Vergleich von Schülerleistungen und Lehrererwartungen => Aufgabe für die Leserin/den Leser:
Was hatten Sie von den Kindern erwartet? Wurden Ihre Erwartungen bestätigt oder gab es große Abweichungen zwischen dem, was Sie erwartet haben und dem was die Kinder geleistet haben?
Wir haben die Lehrerinnen und Lehrer der beteiligten Klassen sowie weitere Lehrerinnen und Lehrer gebeten, ihre Erwartungen festzuhalten und möchten diese jetzt mit den von den Kindern gezeigten Leistungen vergleichen.
Aufgrund der großen Heterogenität in den Leistungen der Kinder ist es sicher nicht zu erwarten, dass Leistungen und Schätzungen genau übereinstimmen, wichtig ist, dass man sensibel ist für das, was die Kinder in den Unterricht mitbringen, dass genau beobachtet wird und immer wieder das Wissen der Kinder herausgefordert wird.
Schaut man sich die folgende Tabelle an, so wird deutlich, dass bei den Aufgaben 6, 12 und 15 und wenn man nur die Lehrerinnen/die Lehrer deren Klassen an den Untersuchungen beteiligt waren betrachtet, auch bei den Aufgaben 16, 17 und 19, die Lehrereinschätzung um mehr als eine Standardabweichung vom tatsächlichen Anteil richtiger Lösungen abweicht (markierte Felder).
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