Strategisches Personalmanagement 31
4 Aktivierung von Human-Ressourcen
Zu der strategischen Investition in eine Personalkapazität, die die Leistungsfähigkeit betont, tritt mit Peter Röthig eine Aktivierungsfunktion hinzu, die auf die Steigerung der Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter gerichtet ist. Sie ist, wie eine Fülle sozialwissenschaftlicher Schriften belegt, aufs engste mit der Leistungsfähigkeit verknüpft. Die Aktivierungsfunktion gewinnt vor allem dadurch strategisches Format, daß in ihr die Anreiz-Beitragspolitik einer Unternehmung eine konkrete Ausgestaltung im Hinblick auf die Kombination einzelner diesbezüglich einsetzbarer personalpolitischer Instrumente, vor allem der Mitarbeitergratifizierung, erfährt(vgl. E. Zander sowie H. Knebel und E. Zander).
Strategisch verstandene Anreizsysteme, die sich von einer festen, pauschalen Jahresvergütung lösen und sich am Erreichen strategisch wünschbarer Erfolgspositionen mehr projekthaft orientieren, wobei der Erreichungsgrad von„strategic milestones“ auf dem Weg zur Zielerreichung variabel gratifiziert wird, beginnen erst langsam in die Vergütungspraxis der Unternehmungen einzudringen (vgl. Fred Becker, Knut Bleicher). Bei allen Vorbehalten gegenüber der Komplexität der damit aufgeworfenen Fragen einer Verhaltenssteuerung von Führungskräften in Richtung auf ein Verfolgen unternehmungspolitisch relevanter Ziele auf strategisch vorgezeichneten Pfaden darf im Konzept strategischer Anreizsysteme ein wirkungsvolles Instrument strategischen Personalmanagements vermutet werden(vgl. D. Wagner).
5 Kultivierung einer spontanen Ordnung im Rahmen der Organisationsstruktur
In jedem sozialen System scheint es ein Bedürfnis nach der Entwicklung eigenständiger kognitiver Problemlösungsfähigkeiten und affektiver Einstellungen zur Arbeit und Aufgabe, zum Produkt, zu Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern, zur eigenen und zu fremden Organisationseinheiten, zum Unternehmen, ja zur eigenen Branche zu geben. In ihnen verdichten sich grundlegende Annahmen, Werte und Normen einer Unternehmungskultur. Unternehmungskulturen wirken implizit und indirekt gleichsam als„Autopilot“ für das Verhalten der Mitglieder eines Systems. Die erzeugten Verhaltensweisen können dabei gegenüber dem strategisch verfolgten Aktionskurs retardierend oder promovierend wirken. Daraus erwächst für ein strategisches Personalmanagement die nicht einfache und kurzfristig kaum lösbare Aufgabe einer Harmonisation von strategischem Wollen und kulturellem Werden: Kulturell nicht getragene unternehmungspolitische Konzepte sind zu korrigieren, kulturell implizite Erwartungen in Einklang mit den strategischen Schwerpunkten zu bringen, kulturelle Schwächen einer zu starken Orientierung an Vergangenheitswerten— wie sie nicht selten in Traditionsunternehmungen auftreten, die in der Vergangenheit besonders erfolgreich waren— sind durch eine gezielte Kultur“-politik“ zu überwinden.
