78 Personalpolitik in Polen
Mit der Stellung und der Autorität des Direktors ist auch das Problem seiner Entlohnung verbunden, also das Problem seiner materiellen Position. Die Löhne der Direktoren der polnischen staatlichen Betriebe sind relativ niedrig. In großen Betrieben befindet sich der Direktor auf der Lohnliste am Ende der ersten 100 Bestverdiener, in den mittelständischen Betrieben kann er sich an der 30. oder 40. Position befinden. Das bewirkt bei den Direktoren das Gefühl, daß ihre Mühe und ihre Verantwortlichkeit nicht ausreichend entlohnt werden.
Dieser Zustand ist in Polen auch insoweit heikel, als die Vergleiche mit den Gehältern der Direktoren der staatlichen Betriebe in anderen sozialistischen Ländern eine relativ ungünstige Position der polnischen Direktoren aufweisen. Im Jahre 1980 zum Beispiel war das Verhältnis(prozentual betrachtet) der Gehälter der Direktoren zu den durchschnittlichen Löhnen der Arbeiter der staatlichen Betriebe in 4 Ländern des RGW folgendermaßen: in Bulgarien 205%, in Polen 219%, in Ungarn 254% und in der CSSR 280%. Unabhängig davon, daß dieser prozentuale Unterschied in Polen geringer als in Ungarn oder in der CSSR ist, gab es in Polen eine Tendenz zur Senkung, die also zu einer noch größeren Nivellierung führte. Im Jahre 1979 war dieses Verhältnis um 8 Prozentpunkte niedriger als im Jahre 1978, und im Vergleich zum Jahre 1977 war es um 15 Prozentpunkte niedriger. Diese Tendenz dauert, wie man verspürt, immer noch an!’, In Bulgarien hingegen gibt es eine gewisse Besserung dieser Relation, und in der CSSR sind die Löhne der Direktoren seit längerer Zeit auf einem ziemlich hohen Niveau stabilisiert.
Charakteristisch sind auch Ergebnisse einer Untersuchung, die durch das Zentrum für Untersuchung der öffentlichen Meinung durchgeführt wurde. Mit dieser Untersuchung wurden 977 Ausführungskräfte und 592 Führungskräfte verschiedener Stufen der Wirtschaft und Verwaltung erfaßt, die über die Kaderpolitik entscheiden!®, Die Befragten sehen folgende Vorteile, die mit der Stellung des Direktors verbunden sind: höhere Selbständigkeit, gesellschaftliche Achtung, eine interessantere und bessere Arbeit, Möglichkeiten weiterer Beförderung. Sie sind aber zugleich der Meinung, daß diese Vorteile nicht höher sind als die Kosten der größeren„Lästigkeit“ der Arbeit und der damit verbundenen Verantwortung. 65% der befragten Leiter stellen fest, daß immer weniger Personen nach Beförderung streben, denn sie meinen, daß eine Beförderung nicht lohnt. Nur jeder sechste Mitarbeiter hat die Bereitschaft erklärt, wenn nötig, Nachfolger seines Chefs zu werden, auch dann, wenn der Befragte bereits Leiter und der Chef Direktor war.
Mit der Position des Betriebsdirektors und insbesondere mit seinem Gefühl der Sicherheit und mit seinem Unternehmungsgeist oder einer zurückhaltenden Verhaltensweise hängt die Frage der Beurteilung seiner Arbeit zusammen. Bisher ist es eine Schwäche in diesem Bereich, daß es an methodisch erarbeiteten Kriterien