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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung 123

Die Koordination kann als konfliktfreie Interaktion der Kompetenzzuteilung und Kompetenzübernahme, der Zuteilung und Übernahme von Aufgaben sowie der unterstützenden Einweisung und Anleitung am Arbeitsplatz erfolgen. Kon­fliktfreie Interaktionen können auch zwischen dem Arbeitgeber und der unter­nehmungsinternen Arbeitnehmervertretung beispielsweise in Form wechselseiti­ger Information, Anhörung und Beratung ablaufen. Derartige Interaktionen konfliktfreier Art können sich auch zwischen den Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften und auch zwischen diesen Institutionen auf der einen Seite und ihren Mitgliedern auf der anderen Seite vollziehen.

Die Koordination verläuft als konfliktäre Interaktion, wenn auf der individuel­len Ebene unvereinbare Forderungen und Leistungszusagen aufeinandertreffen und weder durch Anpassung noch durch Abbruch der die Zielrealisation gefähr­denden Beziehung reagiert wird(Grundzielrevision). In diesem Fall wird ver­sucht, die Koordination über Sicherungsaktivitäten zu erreichen, denen die Ar­beitnehmer ihrerseits u.U. Sicherungsaktivitäten entgegensetzen, um die Ge­fährdung der Realisation ihrer Ziele abzuwenden. Konfliktäre Interaktionen können auch auf den anderen unterschiedenen Ebenen der Arbeitgeber-Arbeit­nehmer-Beziehung ablaufen.

Die konfliktfreien Interaktionen sind in erster Linie unter koordinationstechno­logischem Aspekt* zu analysieren. Die Analyse der konfliktären Interaktionen ist dagegen unter koordinationspolitischem Aspekt vorzunehmen, mit dem Fra­gen der Erkennung und Handhabung von Konflikten unter Machteinsatz in den Vordergrund rücken. Für die Analyse beider Interaktionsarten ist darüber hin­aus der wirtschaftliche Aspekt von besonderer Bedeutung, der die finanziellen Auswirkungen der Interaktionen hervorhebt. Die Integration des wirtschaftli­chen und des politologischen Aspektes ist Anliegen des betriebswirtschaftlich­politologischen Untersuchungsansatzes°. Der diesem Ansatz zugrunde liegende Realitätsausschnitt umfaßt die konfliktären Interaktionen des gesamten Unter­nehmungssektors und schließt damit auch die konfliktären Interaktionen der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung ein.

IV Die zwei Ursachen der Konfliktentstehung

Den individuellen Austauschbeziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitneh­mern, den individuell-kollektiven Austauschbeziehungen zwischen den Verbän­den und ihren Mitgliedern und den kollektiven unvollständigen Austauschbezie­hungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften liegen wechselsei­tige Forderungen und Leistungszusagen und damit wechselseitige Erfüllungser­wartungen zugrunde. Werden Konflikte als Gegensätzlichkeiten latenter(beid­seitig unbewußt), potentieller(einseitig bewußt) oder manifester(beidseitig be­