124 Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung
wußt) Art zwischen Personen oder Personenmehrheiten definiert®, so sind Austauschbeziehungen konfliktär, wenn die Kontrahenten unterschiedliche Auffassungen von den wechselseitigen Forderungen und Leistungszusagen haben. Wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Konflikthandhabung ist die detaillierte Ermittlung nicht von weitläufigen, sondern von den unmittelbaren, im Individualbereich der Kontrahenten angesiedelten Konfliktursachen.
Eine über rationale Zielsetzungsprozesse’ angebahnte Austauschbeziehung besteht für jeden Austauschpartner in der aus seiner Sicht als optimal bestimmten Alternative. Diese gewinnt er aufgrund der Amalgamation und des Vergleichs der Werte, die er den je Alternative und je Forderung und Leistungszusage erwarteten Konsequenzen zuordnet. Grundlage der Entscheidungen über die Aufnahme und Aufrechterhaltung von Austauschbeziehungen sind demzufolge Konsequenzenerwartungen und Konsequenzenbewertungen. Ersteren können individuelle Erfahrungen oder allgemeine Aussagen über Regelmäßigkeiten zugrunde liegen, letztere stellen wertende Abbildungen der real erwarteten Konsequenzen im subjektiven Wertsystem dar. Demgemäß kann die Analyse der Entstehung von Austauschkonflikten auf die Überprüfung von zwei und von nur zwei Konfliktursachen begrenzt bleiben: Die nachteilige Realisation erwarteter Konsequenzen und die nachteilige Veränderung der Konsequenzenwerte(Abbildung 2). Der Konfliktdefinition folgend, können diese Ursachen latenter, potentieller oder manifester Art sein.
Die nachteilige Realisation erwarteter Konsequenzen kann sowohl in der unzureichenden Erfüllung eigener Forderungen als auch in der überhöhten Inanspruchnahme eigener Leistungszusagen durch den Austauschpartner bestehen und entweder Folge einer Fehleinschätzung oder vom Austauschpartner nicht eingehaltener Zusagen sein. Beispielsweise wird dem Arbeitnehmer eine freiwillige Gratifikation in der von ihm erwarteten Höhe oder der Lohn in der vereinbarten Höhe nicht gezahlt, das Ausmaß der abverlangten Arbeitsleistung erweist sich höher als erwartet oder wird höher als vereinbart angesetzt. Für den Arbeitgeber kann die Austauschbeziehung konfliktär werden, weil die geforderte Arbeitsleistung nicht im erwarteten oder ihm zugesagten Umfang erbracht wird, weil die begrenzt zugestandene Entscheidungsbeteiligung exzessiver als erwartet oder zugesagt genutzt wird.
Die zweite Ursache eines Austauschkonfliktes ist die nachteilige Veränderung angesetzter Konsequenzwerte, die ebenfalls zu einer unzureichenden Erfüllung eigener Forderungen oder zu einer überhöhten Inanspruchnahme eigener Leistungszusagen führt. Die Gründe sind hierfür jedoch entweder ein geändertes Anspruchsniveau oder allgemeine Wertänderungen®. Für den Arbeitnehmer kann die Austauschbeziehung konfliktär werden, weil der vereinbarte Lohn nicht mehr seinem Anspruchsniveau oder den gestiegenen Lebenshaltungskosten entspricht, weil es ihm altersbedingt schwerfällt, die zugesagte Arbeitsleistung zu