Druckschrift 
Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
Seite
126
Einzelbild herunterladen

126 Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung

erbringen oder weil die Arbeitsmoral allgemein gesunken ist. Für den Arbeitge­ber kann eine nachteilige Veränderung der Konsequenzwerte aus der Erhöhung seines Anspruchsniveaus hinsichtlich der zu fordernden Arbeitsleistungen oder aus einer allgemein gestiegenen Arbeitsmoral resultieren oder die Austauschbe­ziehung wird konfliktär, weil es ihm angesichts der verschlechterten Geschäftsla­ge schwerfällt, den zugesagten Lohn aufzubringen oder weil das allgemeine Lohnniveau gesunken ist. Die Änderung des Anspruchsniveaus, die als einer der Gründe für die nachteilige Veränderung der angesetzten Konsequenzwerte anzu­sehen ist, kann unbeeinflußt erfolgen, sie kann aber auch das Ergebnis von Be­einflussung sein.

Die kollektiven unvollständigen Austauschbeziehungen zwischen Arbeitgeber­verbänden und Gewerkschaften weisen hinsichtlich der Konfliktentstehung eine Besonderheit auf: Der konfliktauslösende Anlaß kann in der Form der einen oder der anderen Konfliktursache auf der individuellen oder auf der kollektiven Ebene liegen. Im ersten Fall ziehen die Verbände Konflikte, die bei ihren Mit­gliedern entstehen, auf die kollektive Ebene, im zweiten Fall werden wechselsei­tige unmittelbare Forderungen und Leistungszusagen der Verbände konfliktär. In beiden Fällen kann die Konfliktaustragung auf der Verbandsebene zu Kon­flikten zwischen den Verbänden und ihren Mitgliedern führen.

Die herausgearbeiteten zwei Konfliktursachen können Konflikte zwischen jedem Forderung-Leistungszusage-Paar einer Austauschbeziehung auslösen. Eine Aus­tauschbeziehung kann daher total konfliktär sein, sie kann aber auch Forde­rung-Leistungszusage-Paare aufweisen, hinsichtlich derer Konsens, möglicher­weise sogar mit einem Austauschvorteil, besteht. Diese Zusammenhänge lassen sich in einer Konflikt-Konsens-Matrix*? erfassen, die ein rationales Abwägen der Vor- und Nachteile der Austauschbeziehung erleichtert. Mit der Aufnahme von Schwellenwerten in die Matrix, die den Bereich der Duldung zu bestimmen hät­ten, kann auch die Rationalität der Auslösung von Sicherungs- oder Konflikt­handhabungsmaßnahmen erhöht werden.

V Grundzielrevision oder Konflikthandhabung

Die Entstehung eines Austauschkonfliktes stellt die Kontrahenten nach Über­schreitung eventuell fixierter Schwellenwerte vor die Entscheidung, ihr Ziel, des­sen Realisiation gefährdet ist, zu revidieren oder die Realisation des Zieles durch Handhabung des Konfliktes zu sichern.

Bestandteile des Zieles, das zu revidieren oder dessen Realisation zu sichern ist, sind die an einen bestimmten Kontrahenten gerichteten Forderungen und die diesem gegebenen Leistungszusagen. Solche Ziele sollen zur Abgrenzung von je­nen Zielen, auf die Sicherungs- oder Konflikthandhabungsmaßnahmen ausge­