Gewerkschaftliche Interessenpolitik
II Zur gemeinsamen Verantwortung der Tarif- und Sozialpartner
Die soziale Gestaltung der neuen Technologien und der damit in engem Zusammenhang stehende Abbau der Massenarbeitslosigkeit wird jedoch immer mehr zur Nagelprobe unserer sozialen Marktwirtschaft. Wie diese Frage angepackt und einer Lösung zugeführt wird, ist für das soziale Klima in unserem Land von entscheidender Bedeutung. Dies kann aber nicht von den Gewerkschaften allein geleistet werden, auch die Unternehmer wären auf sich allein gestellt überfordert. Zur Lösung dieser Probleme bedarf es der gemeinsamen Anstrengung von Gewerkschaften, Unternehmern und der Politik.
1 Aufgaben der Unternehmer
Mehr denn je ist auf seiten der Unternehmer bei der Gestaltung der zukünftigen Arbeitswelt soziale Kompetenz gefordert. Traditionelles betriebswirtschaftliches Kostendenken und das Denken in juristischen Kategorien versperren den Blick für die erforderlichen sozialen Veränderungen. Der Betrieb ist kein autarker Inselstaat mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, an dessen Pforten Zeitgeist und soziales Umfeld enden. Zur sozialen Kompetenz gehört im Gegenteil, daß die Betriebe sich öffnen und mitwirken, Mitverantwortung übernehmen, z.B. bei der sozialen Gestaltung der neuen Technologien, der weiteren Humanisierung der Arbeit, der Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit, der Befriedung von Ökonomie und Ökologie, bei der Qualifizierung der Arbeitnehmer durch genügende Ausbildung von Facharbeitern und deren ständiger Fort- und Weiterbildung, damit sie den neuen Herausforderungen gewachsen sind. Qualifizierung der Mitarbeiter bedeutet auch und vor allem, Selbst- und Mitbestimmung am Arbeitsplatz zu geben, sie zu motivieren. Das bedeutet, die Entwicklungen, die der Wertewandel der Arbeit hervorgerufen hat, nicht nur produktiv, sondern auch positiv im Sinne gesamtgesellschaftlicher Ziele zu nutzen.
Aufgeschlossene Unternehmer haben dies auch längst erkannt. Sie plädieren für eine Überprüfung der Führungspraktiken und mehr Realismus in der Führung, für weniger Kontrolle und mehr Vertrauen.
Kontrolle ist gut, aber Vertrauen ist besser, so hat es unlängst ein führender Unternehmer in der Umkehrung der Lenin’schen These gefordert. Dies setzt in der Tat neue Führungssysteme voraus. Der neue Mitarbeitertypus, der zunehmende Dienstleistungsbereich auch innerhalb der Unternehmen, die Verschiebung der Arbeitnehmerstruktur vom Arbeiter zum Angestellten, vom Facharbeiter zum Spezialisten, von der körperlichen Schwerstarbeit zur Überwachungsfunktion, bringt die Voraussetzungen für eine neue Arbeitsorganisation auf Vertrauensbasis.