140 Gewerkschaftliche Interessenpolitik
a) Technikvereinbarungen
Fundament für all diese Bestrebungen und tariflichen Möglichkeiten müssen Technikvereinbarungen mit Rahmenregelungen über die Technikplanung und Technikeinführung sein. Diese tarifpolitisch durchzusetzenden Rahmenvereinbarungen sollten sich mehr auf die Beteiligung am Prozeß der Technikplanung und des Technikeinsatzes als auf einzelne Regelungstatbestände beziehen. Gleichzeitig muß den Betriebsräten in diesen Fragen ein Recht auf die Möglichkeit der Rückholbarkeit bei technischen Fehlentwicklungen vertraglich eingeräumt werden. Nur so können aufgrund mangelnder sicherer arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse einseitig zu Lasten der Arbeitnehmer entstehende technische Fehlentwicklungen oder Investitionen wieder rückgängig gemacht werden. Außerdem sollten diese Vereinbarungen die Betriebe verpflichten, ein Angebot von Qualifikationsmöglichkeiten während der Arbeitszeit für alle Gruppen von Arbeitnehmern in regelmäßigen Abständen bereitzuhalten.
b) Mitarbeiterförderung
Mitarbeiterförderung wird für die Betriebe von zunehmender wirtschaftlicher Bedeutung; denn mit dem sich langsam aber unaufhaltsam vollziehenden Wandel von den klassischen Schornsteinindustrien zu hochmodernen Dienstleistungszentren und der gleichzeitig wachsenden Bedeutung der immer größer werdenden Dienstleistungsbereiche in den Unternehmen hängt auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in zunehmendem Maße von der Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter ab.
Aus der Sicht der Gewerkschaften bekommt die Mitarbeiterförderung eine zusätzliche Komponente. Trotz der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit kommen immer wieder Klagen aus den Betrieben wegen angeblichen Facharbeitermangels. Die wieder ansteigenden Überstundenzahlen in Milliardenhöhe werden— wie der Überstundenbericht’86 der Bundesregierung ausweist— mit Facharbeitermangel und mangelnder Flexibilität der Arbeitnehmer entschuldigt. Besonders besorgniserregend ist dabei die sich verfestigende Tendenz zu Dauerüberstunden. Dauerüberstunden auf der einen, ein stetig steigender Sockel von Langzeitarbeitslosen auf der anderen Seite. Facharbeitermangel auf der einen, eine seit Jahren anhaltende Ausbildungsplatzmisere auf der anderen Seite. Dieser Widerspruch ist letztlich auch mit schuld an dem allseits beklagten Vertrauensschwund und der Politikmüdigkeit bei Arbeitnehmern und Jugendlichen.
Arbeitgeber, Gewerkschaften und Bundesregierung dürfen deshalb nichts ungeschehen lassen, was zur Lösung dieses Widerspruchs beiträgt.
c) Abbau der Arbeitslosigkeit und Veränderung der Arbeitszeit
Natürlich gehört hierzu in erster Linie auch die ernsthafte Bekämpfung der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit. Hier ist die Bundesregierung gefordert, endlich