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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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140 Gewerkschaftliche Interessenpolitik

a) Technikvereinbarungen

Fundament für all diese Bestrebungen und tariflichen Möglichkeiten müssen Technikvereinbarungen mit Rahmenregelungen über die Technikplanung und Technikeinführung sein. Diese tarifpolitisch durchzusetzenden Rahmenverein­barungen sollten sich mehr auf die Beteiligung am Prozeß der Technikplanung und des Technikeinsatzes als auf einzelne Regelungstatbestände beziehen. Gleichzeitig muß den Betriebsräten in diesen Fragen ein Recht auf die Möglich­keit der Rückholbarkeit bei technischen Fehlentwicklungen vertraglich einge­räumt werden. Nur so können aufgrund mangelnder sicherer arbeitswissen­schaftlicher Erkenntnisse einseitig zu Lasten der Arbeitnehmer entstehende tech­nische Fehlentwicklungen oder Investitionen wieder rückgängig gemacht wer­den. Außerdem sollten diese Vereinbarungen die Betriebe verpflichten, ein An­gebot von Qualifikationsmöglichkeiten während der Arbeitszeit für alle Grup­pen von Arbeitnehmern in regelmäßigen Abständen bereitzuhalten.

b) Mitarbeiterförderung

Mitarbeiterförderung wird für die Betriebe von zunehmender wirtschaftlicher Bedeutung; denn mit dem sich langsam aber unaufhaltsam vollziehenden Wan­del von den klassischen Schornsteinindustrien zu hochmodernen Dienstlei­stungszentren und der gleichzeitig wachsenden Bedeutung der immer größer werdenden Dienstleistungsbereiche in den Unternehmen hängt auch die Wettbe­werbsfähigkeit der Unternehmen in zunehmendem Maße von der Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter ab.

Aus der Sicht der Gewerkschaften bekommt die Mitarbeiterförderung eine zu­sätzliche Komponente. Trotz der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit kommen im­mer wieder Klagen aus den Betrieben wegen angeblichen Facharbeitermangels. Die wieder ansteigenden Überstundenzahlen in Milliardenhöhe werden wie der Überstundenbericht86 der Bundesregierung ausweist mit Facharbeiter­mangel und mangelnder Flexibilität der Arbeitnehmer entschuldigt. Besonders besorgniserregend ist dabei die sich verfestigende Tendenz zu Dauerüberstun­den. Dauerüberstunden auf der einen, ein stetig steigender Sockel von Langzeit­arbeitslosen auf der anderen Seite. Facharbeitermangel auf der einen, eine seit Jahren anhaltende Ausbildungsplatzmisere auf der anderen Seite. Dieser Wider­spruch ist letztlich auch mit schuld an dem allseits beklagten Vertrauensschwund und der Politikmüdigkeit bei Arbeitnehmern und Jugendlichen.

Arbeitgeber, Gewerkschaften und Bundesregierung dürfen deshalb nichts unge­schehen lassen, was zur Lösung dieses Widerspruchs beiträgt.

c) Abbau der Arbeitslosigkeit und Veränderung der Arbeitszeit

Natürlich gehört hierzu in erster Linie auch die ernsthafte Bekämpfung der an­haltend hohen Arbeitslosigkeit. Hier ist die Bundesregierung gefordert, endlich