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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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148 Tarifpolitik im Wandel

Teil auf Kosten der Allgemeinheit zu führen. Daher forderten die Arbeitgeber­verbände ganz entschieden eine Reform des$ 116, die in Zukunft sicherstellen sollte, daß die Neutralität der Bundesanstalt für Arbeit im Arbeitskampf ge­währleistet ist. Mit der Neuformulierung ist$ 116 sicherlich verbessert worden. Die Vorgänger des Arbeitskampfes von 1984 werden sich wohl so nicht wieder­holen. Aber die Sicherung der Neutralität der Bundesanstalt für Arbeit ist nicht in jener Klarheit erfolgt, die eigentlich notwendig gewesen wäre.

II Die Tarifparteien

1 Das Klima zwischen den Tarifparteien

Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß die jeweilige tarifpolitische Großwet­terlage durch das Klima zwischen den Tarifparteien mitgeprägt wird.

In der ersten Aufbauphase der Nachkriegsgeschichte bestanden viele Gemein­samkeiten. Das Erleben der Kriegsjahre, das Bemühen um den Wiederaufbau hatte ein Klima zur Folge, das gemeinsame Lösungen erleichterte. Ein sichtbarer Beweis ist z.B. das Margarethenhof-Abkommen mit seiner Musterschlichtung zwischen dem DGB und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberver­bände aus dem Jahre 1954. Darin wurden Vorschläge und Muster für Schlich­tungsverfahren zwischen Tarifparteien nach gescheiterten Tarifverhandlungen entwickelt. Der Arbeitskampf sollte nur nach gescheiterten Schlichtungsver­handlungen, also ausnahmsweise zulässig sein.

Die Tarifpolitik bis Ende der 60er Jahre stand im Zeichen eines starken Wirt­schaftswachstums und der Vollbeschäftigung. Sie setzte neue Akzente durch eine Ausweitung von Tarifverträgen: In den folgenden Jahren mit Phasen von Rezession und Arbeitslosigkeit wurden Intentionen deutlich, die Organisations­und Tarifpolitik stärker zu ideologisieren. Nicht erst seit dem Hamburger Ge­werkschaftskongreß des DGB im Mai 1986 wurden CDU- und FDP-Politiker und natürlich die Arbeitgeber in die reaktionäre Ecke gestellt und die aktive Ta­rifpolitik der Gewerkschaften als Instrumentarium zur Veränderung des politi­schen Systems hochstilisiert. Technologieproblematisierung und die Erweiterung der Mitbestimmung bei betrieblichen Technologieentscheidungen stehen hierbei im Vordergrund.

2 Versachlichung der Tarifpolitik

Eine marktwirtschaftliche Ordnung bedarf der Tarifautonomie. Das heißt nicht, daß die Effizienz ihrer Techniken und Inhalte nicht immer wieder überdacht werden müßte.