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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Tarifpolitik im Wandel 155

Flexible Arbeitszeiten begrenzen auch die Kosten. Dies trägt zur Sicherung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bei. Die Verminderung von Leerzeiten und Vermeidung kostspieliger Überstundenzuschläge bei einer flexiblen Anpassung der Arbeitszeit an den Arbeitsanfall sparen Kosten ein und erhöhen die Arbeitsproduktivität. Durch eine Ausdehnung der Betriebszeiten kann darüber hinaus die Rentabilität des eingesetzten Kapitals unabhängig von den individuellen Arbeitszeiten verbessert werden. Beides zusammen sichert be­stehende und schafft neue Beschäftigungsmöglichkeiten.

Pauschale Wochenarbeitszeitverkürzungen mit vollem Lohnausgleich fördern nicht die Beschäftigung, sondern erschweren sie. Mehr Beschäftigung bringen statt dessen Arbeitszeitkonzepte, die sich von starren Arbeitszeitfestlegungen lö­sen und damit betriebswirtschaftliche Kosten minimieren. Je breiter die Palette von flexiblen Arbeitszeitregelungen ist, desto mehr wird sie Arbeitnehmern und Betrieben nutzen. Die Gewerkschaften dürfen sich diesen Überlegungen nicht verschließen.

V Technik und Tarifpolitik

Für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist die in­tensive Nutzung technischen Fortschritts unabdingbar. Neue Techniken sichern nicht nur angemessene Zivilisations- und Umweltbedingungen. Sie verbessern auch unsere Stellung auf den internationalen Märkten und sind eine wichtige Voraussetzung für die Schaffung neuer und die Erhaltung bestehender Arbeits­plätze. Die gegenwärtig hohe Arbeitslosigkeit ist entgegen vielen Behauptungen nicht technikbedingt. Dies beweisen neuere Untersuchungen. Neue Techniken können partiell zwar bestimmte Arbeitsplätze überflüssig machen, sie bedingen gleichzeitig aber auch neue oder andere Arbeitsplätze und Dienstleistungen. Mit der Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit sind die entscheidenden Voraussetzun­gen dafür gegeben, daß Arbeitsplätze im industriellen Bereich entstehen und der Strukturwandel zur Informations- und Dienstleistungsgesellschaft gefördert wird. Alle Langfristprognosen belegen, daß die größten Beschäftigungszuwäch­se in der Zukunft in den Bereichen der Kommunikation und der Dienstleistung entstehen werden. Größere Gefahren entstehen dagegen durch zuwenig und nicht durch zuviel Technik.

Die künftige Tarifpolitik muß daher auch berücksichtigen, daß neue Techniken vielfach herkömmliche Qualifikationsmerkmale verändern. Für die Mehrzahl der Arbeitnehmer steigt im Rahmen solcher Veränderungen das Qualifizierungs­niveau. Die Betriebe haben dies erkannt und ihre Aus- und Fortbildungsmaß­nahmen darauf eingerichtet. Diese Initiativen und Entwicklungen finden natur­gemäß ihren Niederschlag in den angepaßten tarifvertraglichen Arbeitsbewer­

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