222 Tendenzen der Aus- und Weiterbildung
rungsaufgaben betraut. Im Produktionsbereich nehmen also generell die körperlichen Tätigkeiten ab und entfallen die einfachen, ausführenden, überwachenden und helfenden Tätigkeiten in einem hohen Maße.
Mit dieser Entwicklung einher geht eine grundsätzliche Veränderung der Qualifikationsstrukturen: Der Bedarf an ausgebildeten Kräften steigt, während der der Ungelernten sinkt. Der Einsatz immer größerer und vernetzter Systeme erhöht allgemein die Anforderungen an geistige Tätigkeiten, d.h. an systemorientiertes, abstraktes Denken, verbunden mit dem Erfassen übergreifender Zusammenhän
ge.
Die technisch und sozial bedingte Veränderung der Arbeitsgesellschaft ist auch verbunden mit einem Wertewandel von Arbeit und Freizeit, der sichtbar wird in einer veränderten Einstellung zur Arbeit, im sozialen Anspruchsdenken, im Anspruch auf umfassende Informationen und mitbestimmte Entscheidungen und im unveränderten Führungsverhalten gegenüber Mitarbeitern. Genauso wie sich betriebliche Personalpolitik und-praxis auf das veränderte Wertespektrum im Interesse einer stärkeren Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und einer besseren Motivation und höheren Leistungsbereitschaft einstellen muß, muß auch schulische Bildung auf den Wertewandel reagieren. Eine wertorientierte Erziehung erhält ein umso größeres Gewicht, je offener und flexibler eine Gesellschaft ist. Wichtig ist eine stärkere Übereinstimmung der Leitbilder in Gesellschaft, Familie, Unternehmen und Schule. Eine besondere Herausforderung an Wissen und Bildung ergibt sich aus dem explosionsartig anwachsenden Wissen und der unübersehbaren Informationsflut hochentwickelter Kultur- und Industriegesellschaften. Sie machen das Beherrschen, d.h. das Beschaffen, Strukturieren, Verstehen, Werten, Abspeichern und Verfügbarmachen von Informationen zu einer unabdingbaren Aufgabe der Gegenwarts- und Zukunftsbewältigung. Für 1990 erwartet die vom Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission„Neue Informations- und Kommunikationstechniken“, daß rund 70% der Erwerbstätigen über Kenntnisse auf dem Gebiet der Informationsverarbeitung verfügen sollten. Informationen und Informationssysteme werden zu immer wichtigeren„Agenten“ für den wirtschaftlichen und beruflichen Erfolg und die Sozialchancen der Bildungsbeteiligten. Dies erfordert in allen Bereichen den Einsatz und die Nutzung der vorhandenen Informations- und Kommunikationstechniken.
Der Umgang mit diesen Techniken, ihre Akzeptanz und Verwendung werden damit zu einer Aufgabe der informationstechnischen Bildung als Bestandteil schulischer Allgemeinbildung. Der Computer kann aber nicht das Erlernen von Wissen ersetzen. Das durch Bildung verfügbare Wissen ist eine unerläßliche Grundvoraussetzung für Kreativität und berufliche, private sowie politische Entscheidungsfähigkeit.