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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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222 Tendenzen der Aus- und Weiterbildung

rungsaufgaben betraut. Im Produktionsbereich nehmen also generell die körper­lichen Tätigkeiten ab und entfallen die einfachen, ausführenden, überwachen­den und helfenden Tätigkeiten in einem hohen Maße.

Mit dieser Entwicklung einher geht eine grundsätzliche Veränderung der Qualifi­kationsstrukturen: Der Bedarf an ausgebildeten Kräften steigt, während der der Ungelernten sinkt. Der Einsatz immer größerer und vernetzter Systeme erhöht allgemein die Anforderungen an geistige Tätigkeiten, d.h. an systemorientiertes, abstraktes Denken, verbunden mit dem Erfassen übergreifender Zusammenhän­

ge.

Die technisch und sozial bedingte Veränderung der Arbeitsgesellschaft ist auch verbunden mit einem Wertewandel von Arbeit und Freizeit, der sichtbar wird in einer veränderten Einstellung zur Arbeit, im sozialen Anspruchsdenken, im An­spruch auf umfassende Informationen und mitbestimmte Entscheidungen und im unveränderten Führungsverhalten gegenüber Mitarbeitern. Genauso wie sich betriebliche Personalpolitik und-praxis auf das veränderte Wertespektrum im Interesse einer stärkeren Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und einer besseren Motivation und höheren Leistungsbereitschaft einstellen muß, muß auch schulische Bildung auf den Wertewandel reagieren. Eine wert­orientierte Erziehung erhält ein umso größeres Gewicht, je offener und flexibler eine Gesellschaft ist. Wichtig ist eine stärkere Übereinstimmung der Leitbilder in Gesellschaft, Familie, Unternehmen und Schule. Eine besondere Herausforde­rung an Wissen und Bildung ergibt sich aus dem explosionsartig anwachsenden Wissen und der unübersehbaren Informationsflut hochentwickelter Kultur- und Industriegesellschaften. Sie machen das Beherrschen, d.h. das Beschaffen, Strukturieren, Verstehen, Werten, Abspeichern und Verfügbarmachen von In­formationen zu einer unabdingbaren Aufgabe der Gegenwarts- und Zukunftsbe­wältigung. Für 1990 erwartet die vom Bundestag eingesetzte Enquete-Kommis­sionNeue Informations- und Kommunikationstechniken, daß rund 70% der Erwerbstätigen über Kenntnisse auf dem Gebiet der Informationsverarbeitung verfügen sollten. Informationen und Informationssysteme werden zu immer wichtigerenAgenten für den wirtschaftlichen und beruflichen Erfolg und die Sozialchancen der Bildungsbeteiligten. Dies erfordert in allen Bereichen den Ein­satz und die Nutzung der vorhandenen Informations- und Kommunikations­techniken.

Der Umgang mit diesen Techniken, ihre Akzeptanz und Verwendung werden da­mit zu einer Aufgabe der informationstechnischen Bildung als Bestandteil schu­lischer Allgemeinbildung. Der Computer kann aber nicht das Erlernen von Wis­sen ersetzen. Das durch Bildung verfügbare Wissen ist eine unerläßliche Grund­voraussetzung für Kreativität und berufliche, private sowie politische Entschei­dungsfähigkeit.