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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Tendenzen der Aus- und Weiterbildung 223

Neben Politik, Verkehr und Kultur sind auch wirtschaftliche Strukturen durch wachsende internationale Verflechtungen und wechselseitige Abhängigkeiten ge­kennzeichnet. Die auf Export angewiesene Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland unterliegt einem verschärften internationalen Wettbewerb, von des­sen Erfolg Beschäftigung, wirtschaftlicher und sozialer Wohlstand abhängen.

Durch Informationen Einblicke in diese Zusammenhänge zu vermitteln, durch einen wechselseitigen Informations- und Erfahrungsaustausch zu einem besseren Wirtschafts-, Kultur- und Politikverständnis beizutragen, ist eine wichtige Auf­gabe schulischer Bildung für die Zukunft. Grundvoraussetzung dafür ist das Er­lernen fremder Sprachen.

Die beschriebenen Entwicklungen erfordern aber auch einen Katalog von über­fachlichen Qualifikationen, d.h. berufsrelevanten Tugenden, auf die die Schule vorbereiten muß: Optimismus als Lebens- und Gesellschaftsbejahung, Mobilität und Flexibilität als Bereitschaft, den Wandlungsprozeß mitzuvollziehen und auf die beruflichen Veränderungen zu reagieren, ferner Mut zur Entscheidung und Ausdauer in der konstruktiven Auseinandersetzung mit den modernen Techno­logien. Diese erzieherischen Qualifikationen sollten dem Jugendlichen in der Schule gleichbedeutend vermittelt werden. Erforderlich ist nicht zuletzt bei den modernen Arbeitssystemen Verantwortungsbewußtsein sowie Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit.

III Tendenzen der Bildungsreform und gegenwärtige Lage des Schulwesens

Sich auf die veränderten Tatbestände der Gesellschaft einzustellen, ist die eine Seite bildungspolitischer Verantwortlichkeit, sich mit den Auswirkungen der Entwicklung in Schule und Hochschule auseinanderzusetzen und die Altlasten der Bildungsreform zu bewältigen, die andere Seite.

Mit der Bildungsreform der sechsziger und siebziger Jahre vollzog sich der Auf­bruch in eine von Fortschrittsgläubigkeit, Euphorie und Optimismus geprägte Bildungsepoche. Es war eine Zeit grenzenloser Erwartungen, beherrscht vom Gedanken des Bürgerrechts auf Bildung, vom Anspruch auf gleiche Bildungs­chancen für alle als Voraussetzung für gleiche Berufs- und Lebenschancen und vom Glauben an die nahezu unbegrenzte Machbarkeit durch Bildung. Schule wurde verstanden als Instrument zur Veränderung der gesellschaftlichen Ver­hältnisse, zur Beseitigung von sozialen Ungleichheiten; sie wurde verstanden als Parteinahme für Unterprivilegierte und Benachteiligte.

Verknüpft mit den aus dem Neomarxismus erwachsenen gesellschaftskritischen und gesellschaftsverändernden Grundströmungen der damaligen Zeit waren ein­