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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Tendenzen der Aus- und Weiterbildung 229

stellungsbereitschaft junger Lehrer gestoßen, anstelle der angestrebten pädago­gischen Tätigkeit im Staatsdienst eine Beschäftigung unter anderen Arbeitsbe­dingungen in der Wirtschafts anzunehmen. Dies hat sich inzwischen allerdings in begrenztem Maße geändert.

Die Arbeitgeber haben Kriterien für Umschulungs- und Weiterbildungspro­gramme erarbeitet und entsprechende Programmaßnahmen angeboten, um da­mit die beruflichen Chancen für arbeitslose Lehrer zu vergrößern und zu einer Linderung des Problems beizutragen. Demgegenüber ist allerdings zu verdeutli­chen, daß die Wirtschaft nicht das Auffangbecken für diejenigen sein kann, die infolge bildungspolitischer Fehlsteuerungen nicht untergekommen sind. Ein zen­trales Problem liegt darin, daß die Ausbildung zum Lehrer, d.h. die Lehramts­studiengänge ausschließlich auf die Einsatzfähigkeit in der Schule abgestellt sind und keine Berufstätigkeit im Hinblick auf außerschulische Tätigkeiten vermit­teln. Dieser Problemtatbestand sollte im Rahmen der Studienreform wie im Rahmen der ersten Phase der Lehrerausbildung mit dem Ziel berücksichtigt wer­den, außerschulische Beschäftigungsmöglichkeiten für Lehrer zu eröffnen.

Ebenso wichtig aber ist die Mobilität der Betroffenen selbst, einen anderen als den angestrebten Studienberuf zu ergreifen.

VIII Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft als Antwort auf die Herausforderung der Wirtschafts- und Arbeitswelt

Die Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft in den Arbeits- und Studien­kreisen und in der Bundesarbeitsgemeinschaft Schule/Wirtschaft stellte sich von Anbeginn vor nahezu vier Jahrzehnten bis heute den Herausforderungen durch Wirtschaft und Technik. Ihr Selbstverständnis artikulierte sich im Interesse der Jugendlichen und der Wirtschaft darin, eine Brücke von der Schule zum Be­schäftigungssystem zu schlagen und die Schüler besser auf das Leben in der Wirtschafts- und Arbeitswelt vorzubereiten.

Die Anfänge der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft waren von dem Ziel bestimmt, die Schüler zu Persönlichkeiten und zu mündigen Bürgern des Gemeinwesens zu bilden, die in der Lage sind, aktiv und gestaltend am Auf- und Ausbau des Staates und der Wirtschaft teilzunehmen. In einem staatsbejahen­den und wirklichkeitsbezogenen Verständnis von Bildung lag das Anliegen der Lehrer darin begründet, die Schüler auf die Wirtschafts- und Arbeitswelt als einem wesentlichen Bestandteil des Lebens und der Gesellschaft hinzuführen. Einblick in die betriebliche Praxis zu gewinnen, berufliche Qualifikationsanfor­derungen zu begreifen, wirtschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und zu er­fassen, sich mit der bestehenden Wirtschafts- und Sozialordnung wertend aus­einanderzusetzen und den durch die modernen Technologien hervorgerufenen