254 Führungslehre— Abschied vom Modelldenken
Interaktionsprozesses, bei dem sich je nach den situationalen Gegebenheiten beide, Vorgesetzte und Mitarbeiter in unterschiedlicher Weise gegenseitig beeinflussen. Dies wird bei einer Reihe von durchgeführten empirischen Untersuchungen deutlich, wo das gleiche Verhalten eines Vorgesetzten von verschiedenen Mitarbeitern sehr unterschiedlich beurteilt wurde.
2 Führung als kompromißbestimmtes Handeln zwischen unverzichtbaren Anforderungen
Die Komplexität des Führungsprozesses zwingt Vorgesetzte zu laufenden Kompromissen zwischen gegenseitigen Anforderungen, die beide unverzichtbar sind und die sich trotzdem gegenseitig ausschließen.
2.1 Auf der Ebene der Organisation ®@ Statisches Beharren versus dynamische Entwicklung
Jede Organisation muß zur Verringerung der Verhaltensunsicherheit ihrer Mitglieder Verhaltensregeln, Normen und Werte entwickeln. Diese sind auf Dauer angelegt. Äußere und innere Einflüsse erzwingen jedoch einen ständigen Wandel, denen sich die Organisation und die sie tragenden Normen anpassen müssen. Damit steht der Vorgesetzte vor der Aufgabe, teils die Einhaltung bewährter Normen zur Sicherung der Zusammenarbeit zu fördern und notfalls auch durchzusetzen, auf der anderen Seite muß er aber auch Veränderungen notfalls gegen den Widerstand und das Beharrungsvermögen der Betroffenen erzwingen und damit Bestehendes teilweise entwerten.
® Kreativität versus Ordnungsrahmen
Der Vorgesetzte muß im Interesse der Zusammenarbeit für die Berechenbarkeit der Arbeitsdurchführung und für normgerechte Aufgabenerfüllung sorgen. Damit sind die Mitarbeiter bestimmten Regeln unterworfen. Bestimmte Fähigkeiten werden nur zu bestimmten Zeiten und in ganz bestimmten Situationen benötigt. Eine zu starke Reduzierung des Handlungsraumes schränkt Kreativität und Impulsivität ein. Zu weit gefaßte Regeln lösen die Ordnung auf und machen den arbeitsteiligen Prozeß leicht unkoordinierbar.
® Kontrolle versus Vertrauen
Der Vorgesetzte muß seine Arbeitsleistung mit Hilfe seiner Mitarbeiter erbringen. Da er nicht alles selbst erledigen kann, ist er darauf angewiesen, daß jeder Mitarbeiter in einem bestimmten Rahmen eigenverantwortlich handelt. Da er aber davon abhängig ist, daß Vorgaben und festgelegte Pläne zuverlässig einge