260 Führungslehre— Abschied vom Modelldenken
BEL
® Führungsgrundsätze
— Autoritätsbasis; mehr funktional oder streng hierarchisch.
— Organisationsaufbau; mehr fachbezogen oder sehr stark hierarchisch strukturiert.
— Organisationsbeziehungen; stärker formalisiert oder mehr informal.
— Willensbildung; mehr direktiv bestimmend oder mehr partizipativ mitbestimmungsorientiert.
— Entscheidungsdurchsetzung; einseitiger und detaillierter Befehlsweg oder mehr auf Zielvorgaben ausgerichtet.
® Arbeitsbeziehungen — Arbeitsweise; straff vorgegeben oder Rahmenvorgabe mit Ermessensspielraum. — Informationsbeziehungen; mehr aufgabenbezogen oder stärkere Berücksichtigung der Mitarbeiter. — Kontrolle; mehr autoritäre Fremdkontrolle oder mehr Selbstkontrolle.
IV Widerspruchsfreie Unterordnung unter eine Leitidee
Die Aufzählung der die Unternehmungskultur bestimmenden Faktoren wird nie vollständig sein, da die Zahl der Einflußfaktoren zu groß ist. Berücksichtigt man diesen Umstand, so wird man zu dem Ergebnis kommen, daß es für die Zukunft nicht darauf ankommen kann, neue Führungsmodelle zu entwickeln, sondern vielmehr darauf, die Bedingungen herauszuarbeiten und durch empirische Studien abzusichern, unter denen der eine oder der andere Führungsansatz angemessen oder erfolgversprechend ist.
Unternehmen werden zu prüfen haben, welche Führungs- und Organisationsgrundsätze in dieses Schema passen und Beratern wird es obliegen, nicht mehr nur in ihre„Kisten mit Patentrezepten“ zu greifen und anzubieten, was sich unter ganz anderen Umständen in der Vergangenheit bewährt hat. Zukünftig werden Berater vor einem Vorschlag in einem größeren Umfang Vorfeldstudien betreiben müssen, um das Umfeld des Unternehmens kennenzulernen. Unternehmer werden für den hierfür erforderlichen höheren Aufwand Verständnis zeigen müssen.
Wichtig wird noch sein, daß Berater ein stärkeres Gefühl für die Bedeutung der informalen sozialen Strukturen und die unterschwelligen in keiner Stellenbeschreibung und in keinem Organisationsplan niedergelegten Strömungen eines Unternehmens entwickeln müssen. Seminarreferenten und Lehrbuchautoren werden ihre Modellvorschläge differenzierter, abgewogener und zurückhaltender vortragen müssen. Nicht mehr abstrakt-theoretische Hypothese und Modelle, die auf einem vermeintlich idealen Menschenbild und einer idealen Organisa