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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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260 Führungslehre Abschied vom Modelldenken

BEL

® Führungsgrundsätze

Autoritätsbasis; mehr funktional oder streng hierarchisch.

Organisationsaufbau; mehr fachbezogen oder sehr stark hierarchisch strukturiert.

Organisationsbeziehungen; stärker formalisiert oder mehr informal.

Willensbildung; mehr direktiv bestimmend oder mehr partizipativ mitbe­stimmungsorientiert.

Entscheidungsdurchsetzung; einseitiger und detaillierter Befehlsweg oder mehr auf Zielvorgaben ausgerichtet.

® Arbeitsbeziehungen Arbeitsweise; straff vorgegeben oder Rahmenvorgabe mit Ermessens­spielraum. Informationsbeziehungen; mehr aufgabenbezogen oder stärkere Berück­sichtigung der Mitarbeiter. Kontrolle; mehr autoritäre Fremdkontrolle oder mehr Selbstkontrolle.

IV Widerspruchsfreie Unterordnung unter eine Leitidee

Die Aufzählung der die Unternehmungskultur bestimmenden Faktoren wird nie vollständig sein, da die Zahl der Einflußfaktoren zu groß ist. Berücksichtigt man diesen Umstand, so wird man zu dem Ergebnis kommen, daß es für die Zukunft nicht darauf ankommen kann, neue Führungsmodelle zu entwickeln, sondern vielmehr darauf, die Bedingungen herauszuarbeiten und durch empirische Stu­dien abzusichern, unter denen der eine oder der andere Führungsansatz ange­messen oder erfolgversprechend ist.

Unternehmen werden zu prüfen haben, welche Führungs- und Organisations­grundsätze in dieses Schema passen und Beratern wird es obliegen, nicht mehr nur in ihreKisten mit Patentrezepten zu greifen und anzubieten, was sich un­ter ganz anderen Umständen in der Vergangenheit bewährt hat. Zukünftig wer­den Berater vor einem Vorschlag in einem größeren Umfang Vorfeldstudien be­treiben müssen, um das Umfeld des Unternehmens kennenzulernen. Unterneh­mer werden für den hierfür erforderlichen höheren Aufwand Verständnis zeigen müssen.

Wichtig wird noch sein, daß Berater ein stärkeres Gefühl für die Bedeutung der informalen sozialen Strukturen und die unterschwelligen in keiner Stellenbe­schreibung und in keinem Organisationsplan niedergelegten Strömungen eines Unternehmens entwickeln müssen. Seminarreferenten und Lehrbuchautoren werden ihre Modellvorschläge differenzierter, abgewogener und zurückhalten­der vortragen müssen. Nicht mehr abstrakt-theoretische Hypothese und Model­le, die auf einem vermeintlich idealen Menschenbild und einer idealen Organisa­