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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Personalführung im Wandel der Zeit 267

zeptes zur Führung niedergeschrieben hat}:Die Brüder sollen zur Beratung herbeigezogen werden. Sooft im Kloster eine vielseitige Angelegenheit zu ent­scheiden ist, rufe der Abt die ganze Klostergemeinde zusammen und lege selbst dar, worum es sich handelt. Und er höre den Rat der Brüder an, überlege dann bei sich und tue, was nach seinem Urteil das Nützlichste ist... Handle es sich aber um weniger wichtige Angelegenheiten des Klosters, so ziehe er nur die Älteren zu Rate. Aus diesen Ausführungen wird der noch heute aktuelle Grundsatz deutlich, daß zur Entscheidungsvorbereitung vor allem bei komple­xen Problemen alle diejenigen herangezogen werden und einen Beitrag leisten sollen, die aufgrund ihrer Sachkenntnis zur Entscheidung beitragen können. Hierbei soll die Funktion oder auch die hierarchische Stellung völlig außer acht gelassen werden. Allerdings kann so die Regel des Ordensmannes die Ent­scheidung selbst keinesfalls auf den größeren Kreis der Berater verlagert wer­den; hierfür ist in klarer Abgrenzung der Verantwortung der vorgesetzte Abt al­lein zuständig. Ein Grundsatz, der auch heute noch im Sinne einer exakten Abgrenzung der Verantwortlichkeit in den allermeisten Führungsleitlinien Be­stand hat.

Der Heilige Benedikt äußert sich darüber hinaus auch sehr dezidiert zu Fragen der gerechten Behandlung der einem Abt unterstellten Mönche sowie zur Beur­teilung, die Lob, Tadel oder auch härtere Maßnahmen bis zur Ausschließung nach sich ziehen können.

Zander folgert aus diesen umfangreichen Ausführungen, daß man schon fast von einem geschlossenen System, von einer Art von Führungskonzept sprechen könne, das in den Benediktus Regeln niedergelegt sei*.

Schließlich verweist Zander als Beleg für die These, daß Personalführungs­grundsätze bereits in früheren Jahrhunderten ihre Wurzeln haben, auf den mili­tärischen Bereich; er macht deutlich, daß die militärische Führung sich auch in früheren Zeiten keinesfalls auf die beiden KomponentenBefehl und Gehor­sam beschränkte, sondern daß von jeher in besonderen Situationen auch der selbständig entscheidende, selbst die Verantwortung für seine Untergebenen und für sich übernehmende, notfalls auch der gegen ausdrückliche Befehle handeln­de Vorgesetzte gefragt war. Es wird Friedrich der Große zitiert, der anläßlich der Beförderung eines Offiziers ausführte:Ich habe ihn zum General gemacht, da­mit er weiß, wann er nicht zu gehorchen hat.

Zusammenfassend kann anhand dieser Ausführungen, die noch um eine Viel­zahl weiterer Beispiele ergänzt werden könnten, mit Zander sicherlich die These bestätigt werden, daß sich mit Fragen der Führung, der Leitung und des Einsat­zes anderer Menschen bereits viele herausragende Persönlichkeiten in früheren Jahrhunderten befaßt haben.