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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Personalführung im Wandel der Zeit

D. Aufsicht und Erfolgskontrolle E. Anerkennung und Kritik

F. Stellvertretung

G. Aufträge und Weisungen

H. Linien- und Stabsfunktion

Die formal und auch inhaltlich stark ausgeprägte Anlehnung an das von Höhn Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre entwickelte Harzburger Modell ist nicht zu übersehen!?; dieses erste und bekannteste geschlossene Konzept für die Menschenführung und Betriebsorganisation, das in der Bundesrepublik nach Beendigung des Krieges entstand, als man nach neuen Formen der Führung suchte, prägte über Jahre hinweg die Vorstellungen der Firmen über Führungs­grundsätze; es entstanden in einer Vielzahl von Unternehmen Führungskonzep­te, die inhaltlich nahezu identisch waren und kaum firmenspezifische Ausprä­gungen enthielten; dies ist ein weiterer Beleg dafür, daß die Ausprägung und Ausformulierung von Führungsleitsätzen ohne den Einfluß des jeweiligen Um­feldes, ohne Berücksichtigung der jeweiligen gesellschaftspolitischen Diskussion nahezu nicht vorstellbar ist.

Diese starke Adaption Harzburgischen Gedankengutes wurde bei den Hambur­gischen Electricitäts- Werken auch keineswegs geleugnet. Zum einen hatten viele

Führungskräfte an Veranstaltungen unter der Leitung von Höhn teilgenommen und hatten die dort kennengelernten Ideen in den Prozeß der Erarbeitung und Diskussion der Führungsgrundsätze mit eingebracht.

Zum anderen sah man in einigen Modifikationen des Harzburger Modells durchaus die Tendenz zu selbständigen Entwicklungen. Zander führte bei der endgültigen Vorstellung der Führungsgrundsätze vor dem Vorstand und den lei­tenden Mitarbeitern aus:

Was unterscheidet nun unser System von anderen Systemen, z.B. dem Harz­burger Modell? Einmal: Der Grundsatz, daß Arbeiter und Angestellte bei uns gleichgestellt sind, findet auch Ausdruck in unserem Führungssystem. Ein weite­rer Punkt ist: Harzburg schafft eine Extra-Organisationsstelle, eine neue Abtei­lung, die das System einführt. Wir wollen dies in die Verantwortung des jeweili­gen Vorgesetzten legen... Wir haben auch die Stellenbeschreibungen stark ver­einfacht und die uns sehr kompliziert und manchmal sehr theoretisch erschei­nende Aufteilung für den Stabs-, Linien- und Dienstleistungsbereich weggelas­sen. In den Punkten Dienstweg und Information weicht auch einiges ab von dem Harzburger Modell... Die Stellenbeschreibung ist unter den Hilfsmitteln der Kern. Damit steht und fällt das System!*,

Man sieht, daß aus heutiger Sicht die unternehmensindividuellen Modifikatio­nen am Harzburger Modell nicht sehr wesentlich waren. Deswegen mußten sich