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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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280 Personalführung im Wandel der Zeit

4 Führungsvorstellungen vor dem Übergang auf die 90er Jahre

Inzwischen sind seit der Formulierung der oben dargestellten Leitlinien der Reemtsma-Gruppe mehr als sieben Jahre vergangen. Welche gesellschaftlichen Veränderungen hat es in diesem Zeitraum gegeben? Müßten die Führungsleitli­nien schon heute angepaßt, modifiziert werden, um diesen Veränderungen ge­recht zu werden? Welche Veränderungen in den gesellschaftlichen Grundhaltun­gen stehen für den Rest der 80er Jahre zu erwarten und wie werden diese sich auf die Personalführungsvorstellungen zu Beginn der 90er Jahre auswirken?

Zander hat seine Überlegungen zu dem Komplex der eingetretenen Veränderun­gen in einem Vortrag unter dem TitelMehr Realismus in der Führung im Jahr 1984 in 7 Thesen zusammengefaßt?*:

These 1: Der allgemeine Wertewandel in unserer Gesellschaft hat auch die Un­ternehmen erfaßt und beeinflußt das Denken und Verhalten von Mit­arbeitern und Führungskräften.

These 2: Die Abstände in der Hierarchie werden geringer; bloße formale Auto­rität findet immer weniger Anerkennung.

These 3: Erfolgsorientierte Führungskräfte mit optimistischer Grundeinstel­lung sind heute schwerer zu finden als früher.

These 4: Die Förderung der Flexibilität wird zum Schlüsselproblem jeder Füh­rung.

These 5: Die Aufstellung von Führungsgrundsätzen allein bewirkt nichts; die bedürfen stets situationsgerechter Anwendung.

These 6: Führungskräfte stehen im Spannungsfeld der Sozialpartner; in wirt­schaftlich angespannten Zeiten wird ihre Positionsbestimmung schwieriger.

These 7: Die Mitbestimmung der Arbeitnehmer hat in unserer Sozialordnung ihren festen Platz. Prüfstein jeder Mitbestimmung ist die Funktionsfä­higkeit der Wirtschaft.

Wenn man die Frage beantworten will, welche dieser in den Thesen 17 um­schriebenen Entwicklungen am stärksten die künftigen Führungsvorstellungen verändern werden, so kommt man an einer Wertung und Gewichtung der einzel­nen Thesen nicht vorbei.

Der in These 1 angesprochene Wertewandel weg von den Pflichtwerten und dem damit verbundenen hohen Stellenwert der Arbeit hin zu einer stärkeren Beto­nung der Freizeit- und Selbstentfaltungswerte ist sicherlich über Jahre hinweg eingetreten und wird sich auch noch in der Zukunft fortsetzen; dies ist aber wohl nur ein evolutionärer Prozeß und nicht von der Dramatik und Plötzlichkeit, die