Personalführung im Wandel der Zeit 281
uns die z. T. sehr aufgeregte publizistische Auswertung einreden wollte. Hinzu kommt, daß unter dem Eindruck der wirtschaftlichen Probleme und der damit verknüpften Arbeitslosigkeit eine zunehmende Rückbesinnung gerade bei einem Teil der Jugend auf die alten, traditionellen Werte stattfindet?
Auch die in These 3 angesprochene Verweigerungshaltung eines Teils der Führungskräfte scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Jedenfalls dürften dem Unternehmen auch in Zukunft Führungskräfte— zumindest in ausreichender Anzahl— zur Verfügung stehen. Beide in den Thesen 1 und 3 angesprochenen Entwicklungen dürften in der Zukunft daher wohl nur einen unbedeutenden Einfluß haben.
Eine zentrale Bedeutung für künftige Personalführungsaspekte wird dagegen der Flexibilität(These 4) zukommen. Die zum Teil dramatischen, immer kurzfristiger eintretenden Veränderungen im technischen, aber auch ökonomischen und sozialen Bereich zwingen Führungskräfte und Mitarbeiter zu ständigen gravierenden Anpassungen. Daher muß alles getan werden, um diese Flexibilität zu fördern(Weiterbildungsmaßnahmen, persönliche Förderung und Unterstützung) und flexibilitätshemmende Institutionen und Maßnahmen(z. B. starre Arbeitszeiten, zu einengende, zu detaillierte Stellenbeschreibungen) abzubauen. Hierzu zählt auch die in These 2 von Zander angesprochene zurückgehende Bedeutung von hierarchischer Autorität sowie die in Zukunft in allen Konzepten sicherlich noch stärker zu betonende Führung unter Beachtung der jeweiligen spezifischen Situation(These 5). Die situationsangepaßte Führung stellt höhere Anforderungen an Führungskräfte und Mitarbeiter, sie ist jedoch geradezu ein Paradebeispiel für die Forderung nach mehr Flexibilität.
Daß Führungskräfte zukünftig noch mehr Flexibilität— vor allem auch im sozialen Bereich aufweisen müssen(vergl. These 6)— ist eine allgemein anerkannte Erkenntnis. So wird z. B. von Forschungen an der Universität Genf über einen Anforderungskatalog für die Führungskräfte der 90er Jahre berichtet; unabdingbar sei danach im Profil des„neuen“ Managers sein Gespür für ethische und moralische Wertvorstellungen und gesellschaftliche Verhaltensweisen, vor allem müsse er auch die Veränderungen in der Gesellschaft auf diesen Gebieten rechtzeitig erspüren und berücksichtigen können. Und schließlich— so werden andere Forschungsergebnisse dargestellt— dürfe die Intuition„nicht länger als Feind allen rationalen Verhaltens“ betrachtet werden. Das Zeitalter der rationalistischen, zahlengläubigen Manager neigt sich scheinbar seinem Ende zu— gefragt ist wieder der Mann oder die Frau mit„Visionen“,
Schließlich wird bei der Neuabfassung von Führungskonzepten der Ansatz Berücksichtigung finden müssen, der unter dem Stichwort„Vierdimensionale Führungs-Konzeption“ eine stärkere Zukunftsorientiertheit bei der Führung for