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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Unternehmenskultur und Führungsgrundsätze 289

wurde gehorcht, und trotzdem ließen die Kumpel in ihren Kneipen oft beinahe so etwas wie Anhänglichkeit an ihre Zechen erkennen. Man war sie gewöhnt, mit vielem vertraut, fast zu Hause. Man schimpfte über ihre Fehler, aber auch von der Basis her wurde wenig getan, um sie abzustellen.

4 Einflußfaktoren auf die Unternehmenskultur

Deshalb ist Dierckes mit seinen Mitarbeitern bei der Darstellung von Unterneh­menskultur der Frage nachgegangen:Wo kommen Grundwerte zum Tragen, wo wird Selbstverständliches sichtbar?

Dieses Selbstverständliche bildet einen der Kernpunkte in der Diskussion um Unternehmenskultur. Was aber ist selbstverständlich? Wer gewöhnt ist, täglich bestimmte Handgriffe zu erledigen, wer viele Menschen trifft, mit ihnen spricht oder an ihnen vorübergeht, der wird sich kaum jedes Mal bewußt machen, daß seine persönliche Reaktion dazu beiträgt, nicht nur die eigene, sondern die At­mosphäre seiner gesamten Umgebung zu prägen. Erst wenn sich dabei etwas än­dert, fällt es auf. Selbstverständliches nimmt man nicht mehr wahr.

Was dem einzelnen, was in einer Gruppe jedoch selbstverständlich ist, das ist für ihren Charakter, für ihre Stimmung und damit auch für die Bereitschaft in die­sem Rahmen etwas zu leisten, durchaus ausschlaggebend. Das ist jenes aktive Partikel, das sich als Unternehmenskultur unsichtbar, aber dennoch spürbar auch in Mark und Pfennig niederschlagen kann. Diesen schlichten Kern eines hochstilisierten Begriffs hat der Personalfachmann Dr. Peter Zürn einmalDie Art, wie man im Unternehmen miteinander umgeht genannt.

Dazu kommt allerdings auch noch etwas anderes, worauf Knut Bleicher auf­merksam macht. Bleicher formuliert:Unternehmenskultur entwickelt sich weitgehend ungesteuert über die individuellen und sozialen Erlebnisse der Mitar­beiter. Die Kultur eines Unternehmens wird im Laufe der Jahre immer reicher an solchen kollektiven Erlebnissen. Dabei spielen Geschichten über bestimmte Er­eignisse, vor allem aber über herausragende Persönlichkeiten, die solche Ereig­nisse prägten, eine herausragende Rolle. Das läßt sich, wie bereits festgehalten, sowohl aus der Vergangenheit als auch aus der Gegenwart belegen. Wo eine sol­che Persönlichkeit vorhanden war oder vorhanden ist, werden alle Entwicklun­gen zunächst in ihrem Windschatten stattfinden oder wie bei Duttweiler auf­gezeigt, verhindert werden. Gleichzeitig wirkt das Umfeld, die Umgebung auf sie ein, das hat vor allem Hans Ulrich nie aus den Augen verloren:Die Unterneh­mung ist auch in eine vielschichtige komplexe gesellschaftliche Umgebung einge­bettet, die sich gedanklich nicht auf irgendeine spezifische Dimension reduzieren läßt, ohne daß die Beziehung zur Wirklichkeit in entscheidenden Punkten verlo­rengeht. Wir können feststellen, daß die Unternehmung im Inneren selbst ein