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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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290 Unternehmenskultur und Führungsgrundsätze

Sozialgefüge aufweist, dessen Bedeutung für die Unternehmung und dessen Ein­fluß auf das Unternehmensgeschehen nur erkannt werden können, wenn man es bewußt in die Betrachtung einbezieht. Diese soziale Wirklichkeit, im umfassen­den Sinne des Wortes sozial, ist überaus veränderlich.

Diese soziale Wirklichkeit bildet auch den Boden dafür, auf dem die täglich spürbare und doch historisch entstandene Unternehmenskultur weiterwächst. Das zeigt sich vor allem dort, wo es wieder um die Reaktion der Mitarbeiter geht, die innerhalb der Firma zu Buche schlägt und ihre Antwort darauf, wie sie sich behandelt, wie sie sich anerkannt fühlen.

5 Anerkennung und Motivation

Mit der Anerkennung wird allerdings ein. Thema angesprochen, um das es kei­nesfalls zum Besten steht. Das Entgelt allein selbst mit einem großen Bukett zusätzlicher sozialer Leistungen wird von den Mitarbeitern der modernen In­dustriegesellschaft nämlich als ihr gutes Recht, aber nicht als besondere Aner­kennung empfunden, die sie in Hochstimmung versetzen und zu außerordentli­cher Arbeitsfreude anregen könnte. Bei näherer Betrachtung wird man jedoch entdecken, daß gerade persönliche Einsatzbereitschaft ursächlich ‚von Geist und Stil des Hauses! geprägt werden, weil sie nämlich ihrerseits ein Produkt der Un­ternehmenskultur sind.

In den letzten Jahren sind in vielen Firmen Einrichtungen und Maßnahmen rea­lisiert worden, die genau in diese Richtung führen. Das reicht von Führungs­grundsätzen über Vermögensbildung, Quality Circles, die Erweiterung des Vor­schlagswesens, Einbeziehung von Mitarbeitern in Planungsvorhaben bis zur Fle­xibilisierung von Arbeitszeit. Dabei ist im Zusammenhang mit derartigen Aktio­nen, die auf Verbesserung der Mitarbeiter-Motivation bei gleichzeitigem Lei­stungsanstieg zielen, keineswegs von Unternehmenskultur die Rede, obwohl ge­rade der Kultur des Hauses damit unbewußt entsprochen wird. Die hier erwähn­ten Einrichtungen gehören außerdem zu jenen Unternehmens-Angeboten, bei denen sich nicht wenige wundern, daß sie nicht längst Teil aller Firmenorganisa­tionen sind, zumal sich ihre Effizienz vielfältig erwiesen hat. Auch Peter Zürn bekennt aus seinen Erfahrungen:

Ich halte die Kultur in einem Unternehmen für einen außerordentlich wichtigen Motivationsfaktor für die Arbeit, die über Geld und geldwerte Leistung hinaus eben dazu führt, daß der Mitarbeiter bereit sein kann, auch einmal mit einem Zusatz von Einsatz- und Leistungsbereitschaft tätig zu werden.