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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Unternehmenskultur und Führungsgrundsätze 291

6 Mitarbeiterorientierung als Zielverhalten

Wenn man das alles auf einen Nenner bringen will, kommt man auch dabei ganz rasch zum Kernpunkt der Angelegenheit, nämlich der Behandlung von Men­schen und wie sie darauf reagieren. Wo sich der Mensch verstanden fühlt, fühlt er sich wohl. Eine Feststellung, die für manches erfolgreiche Unternehmen zur Basis der Unternehmensführung geworden ist. Als besonders wirkungsvolles Beispiel dafür gilt die amerikanische Elektronikfirma Hewlett Packard, die auch den berühmt gewordenen amerikanischen Autoren Peters and Watermann bei ihrerSuche nach Spitzenleistungen aufgefallen ist.

Ihnen erklärten 18 von 20 Managern bei einer Befragung, daß sie ihren Erfolg auf die Mitarbeiter orientierte Firmenphilosophie zurückführen. Die Angehöri­gen dieses Unternehmens nennen sieH-P Way. Dazu gehört es, Vertrauen zu schaffen.

Vom Firmengründer Bill Hewlett wird berichtet, daß er an eine verschlossene Werkstattür einmal einen Zettel geheftet haben sollDiese Tür bitte nie wieder verschließen. Seitdem wird bei allen HP-Töchtern in der Welt keine Tür inner­halb des Unternehmens mehr abgeschlossen.

Das demonstriert gleichzeitig eine Unternehmensreaktion, die Peters and Water­mann allerdings nicht eigens interpretieren. Sie zeigt uns nämlich auch, wie zen­tralgelenkt der Multi HP reagiert und worauf in diesem Zusammenhang ja bereits mehrfach hingewiesen wurde die Einwirkung der Führungspersönlich­keit auf das, was wir Unternehmenskultur nennen.

Zum HP Weg gehört aber auch die informelle Kommunikation durch großzügi­ge Pausenregelungen, die Zielsetzung für Vorgesetzte, den Mitarbeiter nicht zu korrigieren, sondern zu begeistern, wofür als Erfolgsbeweis angegeben wird, daß die Mitarbeiter bei einem 10%igen Arbeitsverlust in der Rezession bereit waren, auf 10% ihres Entgelts zu verzichten.

Ähnliche Beobachtungen lassen sich jedoch nicht nur von der Firmenmutter in den USA, sondern auch vom deutschen Tochter-Unternehmen in Böblingen bei Stuttgart berichten, wo vor allem auf die Deviseaus Betroffenen Beteiligte machen verwiesen wird. Dort hat der Arbeitskampf der IG-Metall auch bereits ein neues Zeitalter eingeläutet, obwohl von 2500 Mitarbeitern weniger als 10 ge­werkschaftlich organisiert sind. Die Erfüllung der Tarifvorschrift der 38,5 Stun­den-Woche führte in Böblingen zu einer ganz neuen Arbeitszeitbetrachtung. Das heißt, für jeden Mitarbeiter wird in diesem Hause ein persönliches Arbeitszeit­konto geführt, da nach wie vor die 40 Stundenwoche Arbeitspraxis geblieben ist. Die dabei überfälligen 1,5 Stunden pro Woche können sich die Mitarbeiter auf ihren individuellen Zeitkonten gutschreiben lassen. Sie können ein Kurzzeit­oder ein Langzeitkonto wählen. Bis zu drei Tage genutzte Kurzzeitkontengutha­