292 Unternehmenskultur und Führungsgrundsätze
ben werden mit den Vorgesetzten auch kurzfristig abgesprochen. Die längerfristig gespeicherten Freizeiten können bei frühzeitiger Anmeldung für Zusatzurlaub oder gar für vorgezogenen Ruhestand genutzt werden.
Bei Hewlett Packard legt man Wert darauf, zu betonen, daß derartige Regelungen keinerlei Weltanschauungsfragen repräsentieren. Wohl aber wird darauf verwiesen, daß damit ein ganz spezifischer Ausdruck der firmeneigenen Unternehmenskultur verbunden sei.
Dadurch wird das Beispiel H-P auch zu einer Bestätigung der Feststellung von Knut Bleicher:„Erfolgreiche Unternehmen verfügen über eine starke Kultur, die das Verhalten der Mitarbeiter intensiv prägt. Sind die Werte des Sozialsystems im Unternehmen dabei weitgehend identisch mit den Unternehmenszielen, kann sich eine erhebliche soziale Dynamik ergeben. Wie eine Lokomotive zieht die Unternehmenskultur das Unternehmen dann in die Richtung auf seine Ziele.“
II Bedingungen und Möglichkeiten von Führungsleitsätzen
1 Vorteile von Führungsleitsätzen
Bleicher hat diese die Situation bei Hewlett Packard durchaus treffende Formulierung seinerseits zur Erläuterung der Unternehmenskultur bei Bertelsmann gefunden. Dort entspricht ihr auch eine beispielhafte Regelung, die er wie folgt zusammenfaßt:
„Grundsatzordnung, Unternehmensverfassung, Leitsätze für die Führung und das große Paket der sozialen Leistungen prägen die spezifische Bertelsmann-Unternehmenskultur.“
Die hier zur Sprache kommenden„Leitsätze für die Führung, Leitlinien oder Führungsgrundsätze“ spielen für Unternehmensorganisation und Mitarbeitermotivierung inzwischen seit weit über einem Jahrzehnt eine Rolle. Obwohl sie also wesentlich länger existieren als die neue Betonung von„Unternehmenskultur“, gehören sie doch zu jenen Medien, in denen diese Kultur eines Hauses deutlicher als in anderen Zusammenhängen zum Ausdruck kommt.
Das Haus Bertelsmann darf dabei zu jenen Unternehmen gezählt werden, deren Führungskonzeption in Unternehmensverfassung und Führungsleitlinien nicht zuletzt wieder durch den persönlichen Einsatz des ersten Mannes, in diesem Falle von Reinhard Mohn, besonders klar zum Ausdruck kommt. Knut Bleicher bringt das wie folgt auf den Punkt:„Die Führungsleitsätze besagen, daß die stark zentrifugalen Kräfte einer dezentralen Organisation der Kanalisierung und gegenseitigen Abstimmung bedürfen. Dabei ist Kooperationsbereitschaft der Mitarbeiter die wichtigste Voraussetzung. Beachtung verdient in diesem Zusam