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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Unternehmenskultur und Führungsgrundsätze 293

menhang ein Postulat, das sich in den Leitsätzen für die Führung findet:Die Zielsetzung des Gesamtunternehmens hat Vorrang vor den Interessen der einzel­nen Firmen. Alle Führungskräfte sind zu aktiver Kooperation verpflichtet. Die­se Einstimmung der Mannschaft auf das Ziel der Unternehmung ist die entschei­dende Funktion von Grundsätzen oder Leitlinien für die Unternehmung. Fast überall, wo man ihre Entwicklung betont darauf abstellte, haben sie sich be­währt.

Allerdings darf dabei nicht verschwiegen werden, daß diese Bemühung, dieser Zusammenschluß der Seilschaft, wie es der langjährige Personalvorstand der Daimler Benz AG, Dr. Richard Osswald, einmal genannt hat, nicht selten auch zuGlanzpapierdeklamationen verkommen ist. Das geschah überall dort, wo oft mit viel Aufwand die Einführung derartiger Orientierungshilfen demon­striert wurde, die in der Praxis dann in der Schreibtischschublade dahindämmer­ten. Das heißt auch: in diesen Fällen hat die Unternehmenskultur Einrichtungen dieser Art nicht getragen.

Heute würde man dazu sagen, es nützt dabei nichts, an diesen Leitlinien herum­zudoktern; vor ihrer Renovierung muß das gesamte Unternehmensfeld analy­siert, seine Kultur auf Schwachstellen untersucht werden, deren Überwindung dann obendrein da es sich ja um Gewachsenes handelt nicht von heute auf morgen per order de mufti zu beseitigen sind. Das dürfte eine oft bittere und stö­rende Erkenntnis sein. Sie kann nur dadurch Nutzen gewinnen, daß die Verant­wortlichen dabei ebenfalls erfahren: die Unternehmung hat ihre Quellen noch keineswegs ausgeschöpft, sie könnte noch wesentlich effizienter arbeiten, wenn sie ihre internen Schwächen überwindet.

2 Voraussetzungen für die Wirksamkeit von Führungsleitsätzen

Eines der aussagestärksten Dokumente dafür, daß eine solche Wirkung mit Hil­fe von Führungsgrundsätzen möglich ist, bietet die IBM Deutschland mit dem Vorwort ihres Vorstandsvorsitzenden, Lothar Friedrich Walter Sparberg, zu den Führungsgrundsätzen des Hauses. Er schreibt:

Die Führungsgrundsätze, die sich unser Unternehmen gegeben hat, haben sich im Laufe von Jahrzehnten als Grundlage unseres geschäftlichen Erfolges be­währt. Sie sind Ausdruck unserer Grundeinstellung, und sie sind Richtschnur, wo immer wir geschäftliche Ziele formulieren und in die Praxis umsetzen. Ihre unveränderte Aktualität wird deutlich, wenn man diese Grundsätze an den An­forderungen mißt, die die heutige Gesellschaft an ein Wirtschaftsunternehmen stellt.