302 Unternehmenskultur und Führungsgrundsätze
auch erreichen,„sauer“ gewordene Kulturen wieder aufzufrischen. Allerdings kaum innerhalb eines Jahres. Als Diagnosehilfe erscheint vielen Stimmen der Fachwelt dafür eine im Zweijahresabstand wiederholte Mitarbeiterbefragung besonders nützlich. Doch auch sie ist an mancherlei Voraussetzungen und Bedingungen geknüpft, die, wenn sie nicht erfüllt werden, genau wie manche Medizin bei falscher Anwendung, kaum Erfolge zu bringen vermögen.
Sicher können, so wie es selbst Ernst Zander aus eigener Erfahrung in einer Rundfunksendung formulierte, mit Hilfe von Führungsgrundsätzen auch Schwachstellen ermittelt werden.„Wir stellten nämlich fest,“ so führte er aus, „daß zum Beispiel das Kapitel„Zielsetzung“ klare Zielvorgaben forderte, wie sie bei uns seinerzeit noch gar nicht überall vorhanden waren.“ Eine Erkenntnismöglichkeit, die unabhängig von dieser Feststellung bei anderer Gelegenheit auch von einem Betriebsrat berührt wurde. Er sagte:„Ich würde erst einmal die Schwachpunkte festzuhalten versuchen, die sich in einem Betrieb dadurch ergeben, daß keine Führungsgrundsätze vorhanden sind. Darüber würde ich dann mit dem Arbeitgeber beraten und könnte ihm anhand von Beispielen aufzeigen, daß durchaus nicht alles optimal läuft.“
Zwei Beispiele aus der Praxis, die wiederum zeigen, daß Unternehmenskultur von Menschen und nicht von Dingen geprägt wird, daß sie ein lebendiger Faktor ist, der seinerseits, wie jede andere Kultur, aus den auf ihn eindringenden Einwirkungen entsteht und vor Erstarrungen bewahrt werden sollte.
Denn es geht bei all diesen Betrachtungsweisen, Beispielen und Neuerungen ja in keinem Falle um Vorgänge um ihrer selbst willen, sondern immer nur um Wege und Möglichkeiten, das Zusammenwirken von Menschen unter einer Zielsetzung und im Interesse einer Unternehmensorganisation so erfolgreich und harmonisch wie möglich zu gestalten.
Prof. Meinolf Dierkes fand dafür die Worte:
„Wir lernen wieder, das Unternehmen als das zu erkennen, was es ist, eine Gruppierung von Menschen, die versuchen, gemeinsam zu denken, gemeinsam zu handeln, auf ein hoffentlich gemeinsam formuliertes Ziel zuzustreben und daß eine Unternehmensleitung eigentlich Kulturmanagement in dem Sinne ist, indem sie versucht, viele einzelne auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören.“
IV Verzeichnis der Anmerkungen
!_ Gleichnamige Veröffentlichung von Dr. Peter Zürn.
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2„Führungskräfte sollen sich mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen auseinandersetzen.“