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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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316 Sicherung des Führungsnachwuchses

Ein weiteres Problemfeld betrifft die Lehr- und Lernbarkeit von Führungsquali­fikationen?, Die Möglichkeit, Führungsqualifikationen durch methodisches Vorgehen zu vermitteln, wird heute in der Unternehmenspraxis und in den ein­schlägigen wissenschaftlichen Disziplinen weithin und grundsätzlich bejaht. Un­bestritten ist aber auch, daß nicht jeder Mitarbeiter die erforderliche Mindesteig­nung zur Qualifizierung für Führungsaufgaben besitzt und daß nicht alle Füh­rungsnachwuchskräfte aufgrund ihrer Eignung bis zu Spitzenführungskräften gefördert werden können. Daraus folgt die oben beschriebene Notwendigkeit, bei der Auswahl der zu fördernden Nachwuchskräfte sorgfältig die Mindesteig­nung für die Entwicklung und Führungsqualifikation zu ermitteln und die Her­anbildung des Nachwuchses bedarfsbezogen zu planen und zielstrebig durchzu­führen.

Schließlich ist noch die Frage der Verantwortungsbereitschaft des Führungs­nachwuchses anzusprechen. Manche Erfahrungen aus der Unternehmenspraxis der letzten Jahre deuten darauf hin, daß nicht in jedem Einzelfall die Befähigung für Führungsaufgaben mit der Bereitschaft zur Übernahme verantwortungsvol­ler Führungspositionen verbunden ist. Hemmnisse, die der persönlichen Bereit­schaft zur Führungsverantwortung entgegenstehen, können ihre Gründe im Ge­samtunternehmen, im einzelnen Unternehmungsbereich, in gesellschaftlichen Entwicklungen(z.B. Wertewandel) und im persönlich-privaten Lebensbereich haben. Bei Mitarbeitern, die sonst zur Förderung als Führungsnachwuchs quali­fiziert erscheinen, muß man die individuellen Gründe für ihre Zurückhaltung gegenüber der Führungsverantwortung analysieren und prüfen, inwieweit man diese Hemmnisse durch ein schrittweises Heranführen an Führungsaufgaben überwinden kann. Freilich wird man dabei zu bedenken haben, daß die Moti­vierbarkeit zur Führungsverantwortung begrenzt ist und daß beispielsweise fi­nanzielle Anreize in Konflikt mit den Inhalten von Führungsaufgaben und mit ihren Anforderungen an die künftigen Inhaber von Führungspositionen kom­men können. Offensichtlich eignen sich nicht alle Anreizmittel dazu, bei den Nachwuchskräften die unverzichtbare Führungsmotivation aufgabenkonform zu stimulieren.

VI Verzeichnis der Anmerkungen

Vgl. Gaugler, Eduard, Betriebliche Personalplanung. Göttingen 1974, S. 163ff.

2 Vgl. u.a. Wunderer, Rolf, Theorie und Praxis von Nachfolgeregelungen für Führungskräfte. Mün­chen 1973; ders. Nachfolge, in: Handwörterbuch des Personalwesens. Herausgegeben von Eduard Gaugler. München 1975, Sp. 1409ff.

Vgl. von Eckardstein, Dudo, Laufbahnplanung, in: Handwörterbuch des Personalwesens. Heraus­gegeben von Eduard Gaugler. Stuttgart 1975, Sp. 1149ff.; Lang, Helmut H., Nachwuchskräfteför­derung, in: Personal-Enzyklopädie. 2. Band. München 1978, S. 643ff.; Berthel, Jürgen, Koch, Hans-Eberhard, Karriereplanung und Mitarbeiterförderung, Stuttgart 1985; Koch, Hans-Eber­