Neuordnung der Leiharbeit 321
etwa der Präsident des Landesarbeitsamtes NRW den Anteil der FremdfirmenArbeitnehmer an der Gesamtbelegschaft mit 10—15% beziffert,!® eine Größenordnung, die von der Gewerbeaufsicht als statistischer Erfahrungswert nicht angezweifelt wird. Spitzenwerte liegen z. T. noch wesentlich höher. So hat z.B. die Revision eines großen Betriebes der Eisen- und Stahlindustrie Anfang des Jahres 1986 ergeben, daß im Zeitpunkt der Überprüfung durch die Gewerbeaufsicht 25% aller auf dem Werksgelände tätigen Arbeitnehmer bei Fremdfirmen beschäftigt waren. Berücksichtigt man bei dieser Zahlenangabe, daß im Überprüfungszeitraum kein Großbauvorhaben abgewickelt wurde und die Stammbelegschaft immerhin ca. 7500 Arbeitnehmer zählte, so wird das Ausmaß des heute häufig anzutreffenden Fremdfirmeneinsatzes deutlich.
III Die Gründe für den Fremdfirmeneinsatz
Die betriebswirtschaftlichen Gründe für den Fremdfirmeneinsatz liegen auf der Hand: Zum einen lassen sich die Lohnkosten minimieren, denn häufig führen Fremdfirmen Arbeiten(insbesondere in den Bereichen Instandhaltung und Reparatur, Montage, Reinigung, Verwaltung),!! die früher oft von der Stammbelegschaft verrichtet worden sind, zu Preisen durch, die weit unter den üblichen Personalkosten der Auftraggeber liegen. Zum anderen ermöglicht er dem Auftraggeber, ständig eine„Personalpolitik der unteren Linie“ zu fahren.
So setzte ein großes Unternehmen der chemischen Industrie in NRW im Wartungs- und Instandsetzungsbereich ständig etwa 4000 Fremdfirmenarbeiter ein, deckte den Personalbedarf dadurch nur zu etwa 70% mit eigenem Personal und konnte so konjunkturelle Schwankungen ohne eigene arbeitsrechtliche Maßnahmen problemlos auspendeln. Es gelang sogar, sich während einer schwierigen konjunkturellen Phase binnen weniger Wochen von mehr als 3 300 Beschäftigten zu trennen, unbemerkt von der Öffentlichkeit— natürlich ohne Sozialplan. Die Arbeitnehmer, die ihre Arbeit verloren, waren ausschließlich Angehörige von Fremdfirmen, die auf dem Werksgelände tätig waren.
Dies letzte Beispiel zeigt zugleich den ideologischen Wert des Fremdfirmeneinsatzes: In eben jenem Unternehmen galt und gilt es bis heute als undenkbar, daß Arbeitnehmer des eigenen Betriebes entlassen werden, es sei denn, eine„natürliche Fluktuation“ wäre die Ursache für eine Personalanpassung.'!?
Daneben weisen vor allem die Arbeitgeberverbände darauf hin, daß der Fremdfirmeneinsatz notwendig sei, weil die auftraggebenden Unternehmen über kein eigenes Know-how bzw. spezialisiertes Personal verfügten oder weil wegen des diskontinuierlichen Anfalls der Arbeiten die Einstellung von Arbeitnehmern personalwirtschaftlich nicht sinnvoll sei.!? Was das Vorhandensein des Know