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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Organisation und Personal 363

2 Anerkennungsperiode

In der Zeit danach! entstehen neuartige personelle Probleme, die alleine mit Verwaltungsmaßnahmen nicht zu bewältigen sind. Das Ausbildungsniveau der Personen ist gestiegen. Arbeitskräfte sind knapper geworden. Dies gilt insbeson­dere für die qualifiziertesten Arbeitskräfte. Einerseits ist ein deutlicher Trend zur materiellen Besserstellung aller Arbeitnehmer festzustellen.

Andererseits werden immer mehr arbeits-, tarif- und betriebsverfassungsrechtli­che Gesetze verabschiedet. Dies hat unübersehbare Einschränkungen für den Personalbereich zur Folge. Während die Gewerkschaften stärker dazu tendie­ren, ihre Zielvorstellungen in Maßnahmen des Gesetzgebers einfließen zu lassen, führt darüber hinaus eine stärkere Beachtung der Berufs- und Arbeitswelt dazu, daß die soziale Sicherung der Arbeitnehmer und ihr arbeitsrechtlicher Schutz vom Gesetzgeber stärker beachtet wird.

Im Zuge dieser Entwicklung steigt der Einfluß der Tarifparteien: Gewerkschaf­ten und Arbeitgeberverbände. Dies hat wiederum zur Folge, daß die Personalar­beit im Betrieb teilweise den Unternehmen entzogen wird. Darüber hinaus er­strecken sich die Mitwirkungsrechte der Arbeitnehmervertreter auch auf die Mit­bestimmung in personellen und sozialen Angelegenheiten.

Die zunehmende Verknappung von Arbeitskräften und der Trend zur Höher­qualifikation führt zu der Erkenntnis, daß nicht nur die Leistungsfähigkeit, son­dern auch der Leistungswille verstärkt in personalpolitische Überlegungen einzu­beziehen ist. Damit einhergehende wissenschaftliche Überlegungen erstrecken sich nicht nur auf die Betriebs- und Industriepsychologie bzw. Betriebs-, Organi­sations- und Industriesoziologie, sondern beeinflussen auch die Arbeitsmedizin und die Arbeitswissenschaften.

Indem erkannt wird, daß die ursprüngliche Personalverwaltung den veränderten Ansprüchen der Mitarbeiter und den gewachsenen Anforderungen an sie nicht mehr gerecht wird, nimmt die Bedeutung der Funktionen Personaleinsatz,-ent­wicklung und-weiterbildung stark zu. Diese Veränderung hat organisatorisch zur Folge, daß das Personalwesen in vielen Unternehmen unmittelbar unter der Unternehmensspitze angeordnet wird. Außerdem steigen die Anforderungen an den Leiter des Personalwesens, für den es bislang keine besondere Ausbildung gab und der meist unterschiedlichste Tätigkeiten bekleidet hatte. Statt dessen wird verstärkt mit der Ausbildung von Fachkräften für das Personalwesen be­gonnen. Mit fortschreitender organisatorischer Differenzierung des Personalbe­reichs werden zugleich Laufbahnen für Aufstiegspositionen geschaffen.