374 Fortschrittliche Führungsorganisation
niger als 100 Mio DM und mit Belegschaften von weniger als 1000 Mitarbeitern, so sind das mehr als 99% aller Unternehmen. Dennoch hat er keine Lobby, wird zwischen mächtigen Großinteressen zerrieben und mit staatlicher Bürokratie gegängelt. Umso unverständlicher ist es, daß diese Unternehmen und ihre Exponenten nicht in der Presse, in den Publikationen und in der Öffentlichkeit sich wehren oder gar den Ton angeben— z.B. in wirtschaftlichen oder gesellschaftspolitischen Fragen—, sondern die Diskussion bestimmt wird von den Interessen weniger Großunternehmen, die noch nicht einmal 1% der Unternehmen in der Bundesrepublik repräsentieren.
Deshalb ist es sehr verdienstvoll— im Interesse der mittelständischen Wirtschaft und unserer künftigen Wirtschaftsentwicklung—, wenn sich auch Wirtschaftsführer aus Großunternehmen, wie z.B. Prof. Dr. Ernst Zander, in der Vergangenheit und heute mit den Besonderheiten, Nöten und Chancen dieser kleineren Unternehmen und ihrer Mitarbeiter auseinandersetzen.! Eine besondere Aufgabe ist dabei die Suche nach der optimalen Führungsorganisation solcher Unternehmensgrößen, dem erfolgreichen Führungsstil und der guten Zusammenarbeit von Inhaberpersönlichkeiten und Belegschaft.
II Führungsorganisation im mittelständischen Unternehmen
Inzwischen wissen wir, daß es ein großer Fehler ist, wollte man unbesehen Führungs- und Organisationsmethoden, die in den Großunternehmen gut funktionieren, einfach auf die mittelständischen Unternehmen übertragen.? Das hat nur dazu geführt, daß mittelständische Unternehmer vor Bezeichnungen wie Führungsmodell, Führungssystem heute eher zurückschrecken als sich damit auseinanderzusetzen.
Noch heute existiert bei mittelständischen Unternehmen eine ausgeprägte Scheu vor dem, was man üblicherweise mit systematischer, wissenschaftlich fundierter Unternehmensführung umschreibt. Mittelständische Unternehmen suchen meistens nach praktikablen Lösungen in Form von Patentrezepten,— eine Erwartung, die natürlich Enttäuschung herbeiführen muß, denn Patentrezepte gibt es auch hier nicht. Für jeden Berater kommt es darauf an klarzumachen, daß für das jeweils zu lösende betriebliche Problem zwar schon Erfahrungen aus anderen Unternehmen vorliegen, die es jedoch in geeigneter Weise anzupassen und umzusetzen gilt. Die Reduzierung der vielen Erfahrungs- und Denkmodelle auf das Notwendige und Machbare ist die zentrale Aufgabe.
Umso erforderlicher ist es, eine eigenständige Führungs- und Organisationskonzeption für mittelständische Unternehmen zu überdenken, was insbesondere für