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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Fortschrittliche Führungsorganisation 381

mittelständischen Unternehmen als die optimale Basis für Kreativität und Inno­vation beurteilt. Sie gehen daher wieder gern in solche kleinen Unternehmen.

Dieser Sinneswandel ist auch die Ursache dafür, daß sich wieder viele junge Menschen vor allem auch Jungakademiker als Firmengründer betätigen; man kann geradezu von einer neuen Gründerwelle sprechen, die im übrigen drin­gend erforderlich ist. Dieser bemerkenswerte Drang zur Selbständigkeit bei jun­gen Leuten ist eine wesentliche Voraussetzung für eine wirtschaftspolitische Er­neuerung in unserem Lande. Dies wird begünstigt durch ein mittelstandsfreund­liches gesellschaftspolitisches Klima, das den Unternehmer nicht mehr verteu­felt, sondern ihm wieder einen respektablen Platz in der Sozialprestigeskala ein­räumt.

3 Die Kompetenz des Managements

Die mittelständischen Unternehmer verdanken ihren Aufstieg fast ausschließlich ihren eigenen überragenden fachlichen Fähigkeiten. Aber erst, wenn auch die so­ziale Kompetenz ausgeprägt ist, ist ihm auch auf Dauer Erfolg beschieden. Es ist deshalb erforderlich, daß der mittelständische Unternehmer seine fachliche und soziale Kompetenz voll ausschöpft. Die Erfüllung beider Aufgaben ist aber unendlich schwierig.

Soziale Kompetenz als Chef hat ein Unternehmer, wenn er die Fähigkeit hat, persönliche Beziehungen und Konsens unter seinen Mitarbeitern herzustellen. Das ist nicht so einfach und verlangt erhebliche Konzentration auf Führungsauf­gaben und Führungsfähigkeit, die gerade bei fachlich engagierten und orientier­ten Unternehmern nicht immer im gleichen Ausmaß vorhanden ist.

Das Manko an Führungskompetenz zeigt sich vielfach bei wachsener Unterneh­mensgröße.!? Wenn sich der Kleinbetrieb zum mittleren Unternehmen mausert, wird es z.B. oft passieren, daß die Mitarbeiter für eine Betriebsvertretung nach dem BetrVG plädieren, aber dafür keine Zusammenarbeitsbereitschaft beim Un­ternehmer verspüren. Die Folge ist oft ein Dauerkonflikt, in dem anstehende personelle und soziale Entscheidungen unbefriedigend oder nicht gelöst werden, was den Beteiligten nicht hilft. Offensive gesellschaftspolitische Haltung und Gestaltung verlangt auch eine aufgeklärte Stellung zu den Institutionen der ge­setzlich verankerten Mitbestimmung oder Mitwirkung. Soziale Kompetenz muß vom Unternehmer vorgeführt werden, damit die Führungskräfte sich daran po­sitiv ausrichten können. Dazu gehört auch Zeit und Interesse für Führungsfra­gen zu haben. Führungsfähigkeiten müssen unabdingbare Forderungen für den Einsatz als Führungskraft sein.

Eine fehlende Einsicht in die Notwendigkeit des Vorhaltens sozialer Kompeten­zen für Führungsaufgaben birgt ansonsten die Gefahr, daß die besten fachlichen