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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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382 Fortschrittliche Führungsorganisation

Spezialisten ohne Führungsfähigkeiten zu Leitern von Abteilungen und Werk­stattbereichen gemacht werden mit dem Ergebnis, daß eine ausgezeichnete Fachkraft verloren geht und ein schwacher Vorgesetzter kreiert wird. Schlechte Führungskräfte blockieren dann oft zu lange die Entwicklung der Bereiche, da man sich zwar schnell von Mitarbeitern wegen fachlicher Mängel trennt, aber selten wegen unzulänglicher Führungsfähigkeiten, obwohl dies oft die eigent­liche Ursache des Versagens ist.

Ein anderes Problem im Zusammenhang mit der Forderung nach mehr sozialer Kompetenz mittelständischer Unternehmen ist die zu geringe Wahrnehmung überbetrieblicher gesellschaftspolitischer Aufgaben in den Verbänden und der Politik durch Unternehmen. Das führt dazu, daß häufig abgestellte Führungs­kräfte aus großen Unternehmen in den Unternehmensverbänden leitende Funk­tionen übernehmen und am Ende Entscheidungen zustandekommen, deren Aus­wirkungen die Interessen der mittelständischen Unternehmen zu wenig berück­sichtigt.

Dieses zu geringe gesellschaftspolitische Engagement des mittelständischen Un­ternehmers in der Öffentlichkeit ist die Ursache vieler Unzulänglichkeiten bei der Durchsetzung unternehmerischer Interessen in der Politik. Dies wird am deutlichsten sichtbar in der beklagenswerten Unterrepräsentanz gestandener Un­ternehmer in den Parteien und Parlamenten von Bund, Länder, Gemeinden, während die Berufsgruppe der Beamten insbes. der Lehrer und Arbeitneh­mervertreter dort dominieren mit allen nachteiligen Folgen für eine zukunftssi­chernde, wirtschafts- und finanzpolitische Gesetzgebung für den Mittelstand. Die vornehme Zurückhaltung der Unternehmer und ihre manchmal ausschließli­che Konzentration auf den betrieblichen Erfolg vermindert ihre Überlebens­chance zugleich. Es ist falsch, sich angesichts der betrieblichen Beanspruchung für die Aufgaben des Berufsstandes zu wenig Zeit zu nehmen.

4 Führung als Gemeinschaftsaufgabe

Zur betrieblichen Seite der sozialen Kompetenz des Managements gehört auch die Erkenntnis, daß betriebliche Arbeit eine Gemeinschaftsaufgabe ist und nicht nur eine Angelegenheit des risikotragenden Unternehmers. Ein Denken in part­nerschaftlichen Kategorien ist erfolgreicher, es stützt sich auf die Kenntnis der Bedürfnisse der Mitarbeiter, die es im betrieblichen Rahmen weitmöglichst zu befriedigen gilt.

Mitarbeiter möchten sich mit ihrer Arbeit identifizieren. Wer Leistung fordert muß deshalb Sinn geben und darf hierbei nicht nur den materiellen Teil betrach­ten.!* Deshalb gilt es, die Führungstechniken zu verbessern und die Reserviert­heit zu solchen Methoden zu überwinden. Eine transparente Führungsorganisa­tion und partizipative Führungsmethoden haben sich an vielen Stellen bewährt